Ich war eine gläubige Christin...

Salam alaikum akhwati,

inshallah treffe ich euch bei guter Gesundheit und starken Iman!

ich bin seit meinem 14. Lebensjahr konvertierte und mittlerweile 23 Jahre alt und trage den Hijab und bete regelmäßig. Mit meiner Geschichte möchte ich zeigen, wie es dazu kam.

In meiner Familie sind grundsätzlich alle getauft worden. Nicht, weil meine Familie gläubig war, nein, weil es einfach jeder so machte. Ich fragte meine Mutter oft, ob sie an Gott glaubt. Ihre Antwort war immer „nein“. Wenn ich sie schließlich fragte, warum sie uns Kinder denn getauft hatte, war ihre Antwort „weil jeder das so macht“. Dennoch war es meiner Mutter wichtig, zum Beispiel an Weihnachten und Ostern in die Kirche zu gehen. Selbst die Kommunion war Pflicht für mich. Bei meiner Firmung war ich 14 Jahre alt und ich weigerte mich, diese zu machen, aber meine Mutter redete solange auf mich ein, dass ich die Firmung doch machte. Den Sinn kenne ich bis heute nicht. Niemand in meiner Umgebung spricht davon, gefirmt zu sein. Was sollte es mir also bringen?

Im Gegensatz zu meiner Mutter, war ich gläubig und las die Bibel. Ich liebte Gott, aber ich empfand kein Gefühl der Liebe gegenüber der Bibel. Sie erfüllte mich nicht und gab mir das Gefühl, auf dem falschen Weg zu gehen. Doch wie sollte ich danach suchen?

Kurz nach meiner Firmung kam eine Türkin in meine Klasse. Wir freundeten uns an und wurden auch die besten Freunde. So gut wie jeden Tag war ich bei ihr zu Hause und lernte ihre Familie kennen. Die Eltern sprachen kaum Deutsch, aber sehr religiös. Die Mutter trug Kopftuch. Sie sah ich auch oft beten. Als ich (meine Freundin als Dolmetscher) nachfragte, warum sie das trug und warum sie betete, erklärte sie mir den Islam mit eigenen Worten. Obwohl ich auch nichts verstand, hörte ich ihr zu, wenn sie mir aus dem türkischen Qur’an vorlas. Alleine die Liebe, die sie beim Lesen zeigte erfüllte mich und lies meine Interesse steigen. So begann ich nachmittags in der Bücherei nach Büchern über den Islam zu lesen und mich zu informieren. Internet war noch nicht weit verbreitet, da wir in einem Dorf lebten. Konvertierte kannte ich überhaupt nicht. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch nicht, dass dies möglich sei. In der Bücherei gab es zwei Computer mit Internet und es war schwierig an einen zu kommen. Wenn ich an einen kam, blieb ich stundenlang daran, um jede Zeit zu nutzen.

Wenige Monate später kaufte meine Mutter einen Computer und kurz darauf auch gleich Internet. Die meiste Zeit verbrachte ich am PC, um immer mehr über den Islam zu lesen. Viel gab es allerdings nicht. Im Dorf gab es nur eine einzige Moschee für Türken. Aber ich wollte mit jemanden sprechen, der Wissen hatte und es mit mir teilen würde. Also fragte ich meine Freundin, ob sie mit mir in diese Moschee gehen würde. Wir banden uns ein Kopftuch um und fuhren in die Moschee. Der Weg war von ihr aus nicht weit, weshalb uns nicht sehr viele Menschen entgegen kamen. Aber ich fühlte mich unglaublich gut. In der Moschee waren sie gerade mit dem Beten fertig – mashallah es war schön zu sehen, wie sie alle gemeinsam beteten. Wir baten einen Bruder den Imam zu holen, da ich viele ungeklärte Fragen hatte. Das Gespräch ging eine Stunde.

Danach fuhren wir wieder zu meiner Freundin nach Hause und ich sagte der Familie, dass ich zum Islam gehören will. Die Mutter sagte über meine Freundin, dass ich folgende Worte wiederholen solle:
„Ashadu anla illaha ill Allah wa ashadu anna muhammed rasul Allah!“
Was ich genau gesagt habe und warum, wusste ich nicht. So wusste ich auch nicht, dass ich in diesem Moment konvertiert war. Obwohl ich mich viel informierte und die Shahada oft gelesen habe, hörte sie sich ausgesprochen doch etwas anders an.

Ich lebte als Muslima. Fand meine Erfüllung immer wieder im Qur’an und stärkte mein Iman mit Wissen. Die Taten des Propheten Mohammed sallallahu alayhi wa salam beeindruckten mich und ich begann ihn immer Liebe für ihn zu empfinden. Da ich so jung diese Entscheidung traf, hatte ich das Glück, im Gegensatz zu älteren, unberührt sein zu können. Und ich schwor bei Allah subhana wa taala, dass es so bleiben würde. Allerdings machte Shaytan ein Strich durch meine Rechnung. Als ich 17 Jahre alt war, wurde ich vergewaltigt und litt unter starken Depressionen. Ich verschwieg es meiner Familie, es würde ihnen nur weh tun. Aber – und Allah subhana wa taala möge mir verzeihen – mein Iman sank sehr stark. Ich trank kein Alkohol und nahm auch keine Drogen, rauchte nicht, aber mein Glaube war nicht mehr stark, der Schmerz dafür sehr groß.

Mit 19 Jahren zog ich nach Berlin und machte meinen Realabschluss nach. In dieser Klasse gab es eine Konvertierte. Wir begannen uns zu unterhalten und die Gespräche mit ihr, stärkten mein Iman wieder. Irgendwann sagte ich ihr, was damals geschah und das mein Glaube sehr darunter litt. Sie tröstete mich und meinte, dass Shaytan in vielen Menschen steckt und das Allah subhana wa taala jeden versucht zu helfen, der ihn um Hilfe bittet. Aber einen Menschen rechtzuleiten, der sich nicht rechtleiten lassen will, geht nicht und dieser hat mir das angetan. Schließlich fragte sie mich, ob ich denn schon konvertiert sei und (da ich damals nicht Bescheid wusste) verneinte die Frage. „Wiederhole meine Worte.“, sagte sie und ich tat es. Dabei bemerkte ich, dass ich das mit 14 schon gesagt hatte und wusste, dass ich ja schon seit damals konvertiert war. Schließlich meinte sie: „Du solltest es noch in einer Moschee machen, damit du ein Zertifikat bekommst, um die Hadsch machen zu können.“ Dies zögerte sich noch etwas hinaus.

Mit 21 Jahren entschied ich mich für das Kopftuch und begann zu beten. Leider hatte ich Angst und trug den Hijab nur Privat und in der Moschee. Alles berufliche, auch die Gänge zum JobCenter machte ich ohne Hijab. Eine Woche vor meinem 22. Geburtstag sprach ich die Shahada in einer arabischen Moschee. Viele die gerade dort waren und mitbekamen, dass ich konvertieren wolle, wollten dabei mit ihm Raum sein. Knapp Zwei Monate vor meinem 23. Geburtstag begann ich meine Ausbildung als Mediengestalterin und einen Monat nach meinem Geburtstag entschied ich mich schließlich den Hijab nun voll und ganz zu tragen und nahm ihn nur ab, wenn ich zuhause und unter Frauen war – alhamdulillah.

Die Klasse nahm es sehr gut auf und behandelte mich wie immer, ebenso die Dozenten – alhamdulillah!

Inshallah werden noch viele Menschen zum Islam konvertieren. Möge Allah subhana wa taala sie alle rechtleiten. Und mögen sich alle rechtleiten lassen. Amin.

Mein Leben ist ein Wunder und ich mit Tränen aus Stolz und starkem Iman kann ich sagen: ich bin eine Muslima – alhamdulillah!

"Schukran Allah subhana wa taala, dass du mich auf den rechten Weg geleitet hast - alhamdulilah!"

 

Wa salam alaikum

 

© Die Wahrheit im Herzen

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