Mein Weg zu meinem Hijab

Assalamu aleikum wa rahmatullahi wa barakatu liebe Geschwister im Islam, im Folgenden möchte ich gerne meinen Weg zum Hijab darstellen.

Ich bin Mitte zwanzig und in einer islamisch geprägten Familie aufgewachsen. Nun befinde mich am Ende meines Studiums. Leider musste ich im letzten Jahr aus verschiedenen Gründen mein Studium eine Zeit lang unterbrechen.
Alles hat mit gesundheitlichen Aspekten angefangen, ging weiter über Probleme, die mich aus der Vergangenheit einholten, Problemen, die sich mit den Möglichkeiten der heutigen Zeit ergeben und endete schließlich damit, dass ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus niemanden mehr sehen oder hören wollte. Ich wollte einfach nur für mich sein, meine Ruhe haben und den ganzen Tag schlafen- nebenbei erwähnt- mein Genesungsprozess dauerte ca. 6-7 Monte bis ich wieder gesund war- alhamdulillah jetzt bin ich es!

Ich wünschte mir so sehr, dass ich wieder gesund würde, meine Probleme verschwünden und ich meinen ganz normalen, langweiligen Alltag wiederbekomme! Ich wünschte mir nichts sehnlicher. Die Tage der Einsamkeit machten mich psychisch sehr fertig. Irgendwann tat mir vom nur im Bett liegen und schlafen alles weh, ich fand es langweilig ständig zu schlafen, wollte aber nicht aus dem Haus gehen. So fing ich an Quran zu lesen und mich mit dem Islam zu beschäftigen. Man muss wissen, meine Krankheit veränderte mein Leben und auch alles was ich nun noch essen durfte! Dass sich mein Leben nun drastisch ändern würde, nachdem ich irgendwann wieder gesund wäre, machte mich fertig! Zu dem Zeitpunkt wussten die Ärzte, auch noch nicht ob die Krankheit heilbar ist. Das beängstigte mich umso mehr. Regelmäßige Arztbesuche standen an der Tagesordnung, die Wochen vergingen ohne dass ich es merkte. Alle diese Aspekte führten mich unter anderem zu den Fragen nach dem Sinn des Lebens, das Leben nach dem Tod, dem Paradies und erinnerten mich an die Sünden. Also fing ich erst an nur Quran zu lesen. Alhamdullilah das beruhigte mich sehr, meine schlaflosen Nächte gingen vorüber. Ich fing an mich auf Internetseiten über den Islam zu informieren. Zwar bin ich geborene Mulsimin, aber über den Islam wusste ich nicht viel. Ich habe zwar auch vorher schon gebetet, aber nur wenn ich Zeit hatte und daran gedacht habe. Oft habe ich auch mehrere Monate das Gebet vernachlässigt- möge Allah (swt) mir vergeben-Amin. In der Zeit in der es mir sehr schlecht ging, beschäftigte ich mich also mit dem Islam- heute finde ich es beschämend, dass es mir erst so richtig schlecht gehen musste bis ich die Nähe zu Allah (swt) suchte! Ich fing bald an, nachdem ich mich alhamdulillah in meinem Gebet gefestigt hatte, Freitags zum Freitagsgebet zu gehen. Der Imam, der die Khutba auf deutsch hielt, war selbst Ende zwanzig. So kam es, dass er in seiner Khubta immer Themen ansprach, die mich interessierten und beschäftigten. Seitdem sind nun 7 Monate vergangen.

In letzter Zeit merkte ich, wie ich mich immer unwohlwohler in meiner engen Kleidung fühlte. Beim Einkaufen, achtete ich darauf längere Oberteile zu kaufen. Aber die Kraft zum Hijab hatte ich noch nicht gefunden, obwohl ich mich auch charakterlich bereits verändert hatte. Ich fühlte mich in gewissen Situationen, wie bspw. beim Cocktail trinken- auch wenn ich schon immer nur alkoholfrei trank- alhmadulillah- ich fühlte mich in der Gesellschaft nicht wohl, die Gesprächsthemen waren einfach anders. Auch Allahs Wörter hatte ich ständig auf der Zunge, subhan ALLAH… Die letzten Male war das Thema der Freitagspredigt immer der Tod, und ob wir bereit für „morgen“ den Tag des jüngsten Gerichts seien. Was ist wenn morgen schon „morgen“ ist? Er rüttelte uns wach. Mir wurde klar, dass ich eben nicht bereit für „morgen“ bin. Ich wollte so gerne Hijab tragen, aber ich hatte bisher immer noch nicht die Kraft dazu. Immer wieder kam der Sheytan und sagte- hey du bist noch jung, genieße dein Leben, du bist am Ende deines Studium, du willst einen festen Arbeitsplatz finden, wir haben Sommer, es wird sicher heiß sein usw… Ich machte Dua, dass Allah (swt) meinen Iman stärkt und mir die Kraft gibt mein Hijab zu tragen und mir meinen Weg dorthin erleichtert!

Subhan ALLAH wa alhamdulillah und letzten Freitag war es so weit, in der Freitagspredigt sagte der Imam, „nun beschäftigen wir uns seit Wochen mit dem Thema Tod, ich denke wir haben es genug durchgekaut. Ich möchte heute zum allerletzten Mal inshaALLAH zum Thema Tod predigen.“ SubhanAllah in dem Moment liefen mir einfach die Tränen und ich wusste genau, alhmadullilah das war der letzte Tritt, den ich noch benötigte. Ich hatte so Angst vor dem Tag des jüngsten Gerichts, wie würde ich vor Allah (swt) darstehen, welche Ausrede würde ich habe, dass ich kein Hijab trage? Dafür gibt es keine Ausrede. Endlich hatte mein Prozess ein Ende gefunden, ich wusste genau, dass ich die Kraft haben werde mein Hijab zu tragen- alhamdulliliah! Und so war es, ich ging nach Hause und freute mich so sehr am nächsten Tag mit Hijab das Haus zu verlassen und der ganzen Welt zu zeigen, dass ich Hijab trage und es alhamdulillah mit Allahs Hilfe geschafft habe (es war WE). Am Tag darauf zog ich mir folglich etwas langes über meine Jeans und band mir mein Hijab um. Almahdullilah es war für mich nicht schwer mein Hijab anzuziehen und damit aus dem Haus gehen zu wollen. Aber SubhanAllah, Allah (swt) wollte mir noch ein Zeichen geben und mich weiter stärken. Ich hatte noch genau 1 Minute bis ich das Haus verlassen musste, um meinen Zug zu bekommen. Ich war bereits bereit, bis auf meine Schuhe trug ich noch nicht. Ich bückte mich um meine Schuhe anzuziehen- und subhanAllah es macht *zzzzzzzt* und ich dachte oh nein- es war meine Jeans, die am meinem obersten Oberschenkel gerissen ist. Und ich sagte Alhamdulillah- ich hatte keine Zeit mehr mich umzuziehen, ich musste den Zug bekommen. Alhamdullilah es war nicht schlimm, da ich etwas langes über der Jeans trug und man es nicht sah. SubhanAllah es war das Zeichen Allahs (swt) er wollte mir sagen, wenn ich an meinem ersten Tag mit Hijab die Kraft verlieren sollte und es ausziehen wollte, genauso wie das lange Oberteil- es ging nicht, da meine Hose geplatzt war- subhanAllah. Es war so ein wunderschönes Zeichen und ich freute mich umso mehr das Haus zu verlassen. SubhanAllah, nicht nur strahlte mir der Nur den ganzen Tag aus dem Gesicht, ich habe mich auch ständig über Allahs Zeichen gefreut! Ich kann es nicht ob genug sagen- alhamdulillah!!!

Zwei Tage später hatte ich meinen ersten Arbeitstag mit Hijab. SubhanAllah ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht was mein Chef dazu sagen würde, oder ob er mich kündigen würde oder dergleichen. Ich habe mich auf Allah (swt) verlassen und bin wie gewohnt zur Arbeit gefahren. Meine deutschen Freunde warnten mich vor, ich solle meinen Chef doch anrufen und fragen ob ich noch dort arbeiten dürfte… so ein Blödsinn! Ich verließ mich einfach nur auf Allah (swt) und dachte mir, selbst wenn die mich nicht mehr wollen, dann ist das ihr Problem und nicht meines. Sie müssten sich eine neue suchen. SubhanAllah auf der Arbeit angekommen, ich war immernoch so gut gelaunt mich überall mit Hijab endlich zu zeigen, begrüsste ich meine Kollegen und meinen Chef mit einem fröhlichen Guten morgen. Ich habe keine negativen Anmerkungen bekommen. Die meisten haben es einfach hingenommen, einige haben mich nach meinen Beweggründen gefragt- was mich sehr gefreut hat, mir ist lieber man fragt mich warum ich nun auf einmal Hijab trage, als sich hinter meinem Rücken zu denken- die Arme, die ist nun sicher verheiratet, oder ihre Eltern haben es ihr aufgezwungen... Es freute mich, dass sie mich fragten und ich erklärte ihnen, dass es ein langer Prozess war, in dem ich mich damit beschäftigte, meine Ruhe in der Religion fand, und mich nun alhamdulillah dafür entscheiden habe und dass ich mich damit super wohl fühle; das habe ich auch ausgestrahlt- subhanAllah der Nur strahlte mir regelrecht aus dem Gesicht- subhanAllah!!!

Zwar trage ich nun alhmadulillah mein Hijab, aber mein Wissensdurst ist groß, er kann kaum gestillt werden, selbst Nächte lese ich über den Islam durch, teils bis zu Fadjr, verrichte mein Gebet und lege mich schlafen.
Alhamdulillah nun trage ich mein Hijab seit einer Woche und ich fühle mich so wohl, v.a. auch in der Umgebung meiner praktizierenden muslimischen Brüder und Schwerstern, es gibt so viele Themen über die man reden kann. Aber auch meine deutschen Freunde habe ich immer noch… SubhanAllah, anfangs habe ich mich gefragt was mit mir los ist, warum mir so viel Schlechtes auf einmal passiert. Ist es eine Bestrafung, eine Prüfung Allahs? Irgendwann ist mir wieder bewusst geworden, dass Allah (swt) in allem einen Grund hat, und dass Allah (swt) über alles Macht hat und entscheidet. Genau deswegen müssen wir Menschen selbst im uns scheinbar Schlechten das Gute sehen. Nicht nur werden einem durch Leid und Kummer Sünden vergeben; in meinem Fall führte mich genau dieser Weg zu Allah (swt)- Alhmadulillah!!! Heute blicke ich zurück zu meiner schweren Zeit und sage alhamdulillah- Allah muss mich wirklich lieben, mich auf den richtigen Weg zu leiten… Alhamdulillah ich danke Allah (swt) für seine Rechtleitung, denn er leitet recht wen er will, und ich danke Allah (swt) dafür, dass er mir meinen Weg mit Hijab auf der Arbeit erleichtert hat. InshaAllah wird er meine Ibada annehmen, meinen Iman stärken und mir auch in schweren Zeiten mit dem Hijab die Kraft zum Hijab geben.

Möge Allah (swt) alle Menschen rechtleiten, uns unsere Sünden vergeben, uns beschützten und uns vom Scharr fernhalten, Amin.

Möge Allah (swt) vor allem unsere jüngeren Brüder vom schlechten Weg fernhalten, und sie rechtleiten, Amin!

Möge Allah (swt) alle Schwestern rechtleiten, ihnen den Weg zum Hijab erleichtern, Amin.

SubhanAllah, wie schön man mit Hijab aussieht, wie wunderschön man sich selbst auf einmal sieht und fühlt. SubhanAllah, es ist ein Gefühl, dass ich nicht in Worte fassen kann. Ich wünsche jeder Schwester dieses Gefühl selbst zu durchleben, inshaAllah.

Mit den besten islamischen Grüßen, Assalamu aleikum wrwb


 

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