Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Betreuung des Neugeborenen
#1
Salam_wr_wb

Frage (Nr. 83278):

Gibt es Bücher auf Englisch, die sich mit der Thematik der Neugeborenen befassen? Gegenwärtig müssen wir uns auf die Ärzte im Westen verlassen, die aber nicht unbedingt die richtigen Ratschläge erteilen. Wir würden gern dem Weg der Sahābah folgen. Haben sie beispielsweise die Babys mit in ihre Betten genommen? Wann haben sie ihnen feste Nahrung gegeben? Wie haben sie junge Kinder erzogen?

Antwort:

Alles Lob gebührt Allāh.

Erstens:

Viele Angelegenheiten der Kinder basieren tatsächlich auf guten Gebräuchen und menschlicher Erfahrung, mit der Möglichkeit der Feinabstimmung anhand allgemeiner Lehren aus Qur’ān und Sunnah. Was spezifische, bindende Richtlinien anbelangt, so haben diese zu tun mit spezifischen Vorschriften und Verboten. Abgesehen davon ist die Erfahrung von Spezialisten auf diesem Gebiet der Bezugspunkt, von dem ausgehend die Menschen lernen und sich um den Nutzen bemühen sollten, da das Kinderkriegen heutzutage zu einer Wissenschaft geworden ist, zu der Studien veröffentlicht werden und in die viel Mühe, Zeit und Geld investiert wird. Dies durch die Gnade, welche Allāh den Menschen gewährte. Der Muslim sollte nicht nachlässig darin sein, die Methoden der Kindererziehung und die des Umgangs mit Kindern zu erlernen, wobei er die Richtlinien aus dem Qur’ān und der Sunnah beachten muss.

Bei neugeborenen Babys gibt es einige Regeln, die mit gottesdienstlichen Handlungen zu tun haben, wie z. B. dass es mustahabb ist, die `Aqīqah zu vollziehen, Jungen zu beschneiden, die Innenseite des Mundes mit etwas durchgekauter Dattel zu bestreichen (Tahnīk), den Kopf des Babys zu rasieren und entsprechend dem Gegenwert des Gewichts der Haare in Silber ein Almosen zu spenden usw. Dies wurde bereits in den Antworten zu den Fragen #7889 und #20646 erörtert.

Bei der Versorgung der üblichen physischen Bedürfnisse des Babys sollte man dem Rat der Ärzte und Erzieher folgen; einige allgemeine Konzepte werden auch in der Scharī`ah erwähnt, wie wir weiter unten sehen werden.

Zweitens:

Zu den frühen muslimischen Ärzten, die einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen, gehört Imām ibn Qayyim al-Jauziyyah (gestorb. 751 n. H.), der Autor eines berühmten Buches namens Tuhfat al-Maudūd bi Ahkām al-Maulūd. Eines der wichtigsten Kapitel dieses Buches ist das 16., welches den Titel Fi fusūl nāfi`ah fi Tarbiyat al-Atfāl tuhmad `awāqibuha `ind al-Kabr (Nützlicher Ratschlag zur Kindererziehung, der positive Auswirkungen zeigt, wenn das Kind heranwächst) trägt. Du kannst von dessen Inhalt profitieren, wobei du der Tatsache Aufmerksamkeit widmen musst, dass er auch Dinge erwähnt, die dem Ijtihād unterliegen, basierend auf seinem Wissensstand und der medizinischen Erfahrung jener Zeit. Du kannst davon im Allgemeinen profitieren und gleichzeitig moderne Bücher der Medizin studieren.

Ich werde hier eine Zusammenfassung seiner Worte anführen, denn sie beinhalten nützliche medizinische Informationen über den Umgang mit Neugeborenen:

1. Das Kind sollte zwei oder drei Tage nach der Geburt von jemand anderem als seiner Mutter gestillt werden. Das ist besser, denn ihre Milch wird nach dieser Zeit dick und enthält andere Inhaltsstoffe, anders als die Milch einer Frau, die bereist für eine Weile gestillt hat. Alle Araber hielten sich daran und gaben ihre Kinder zum Stillen an Frauen der Wüstenbewohner und der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) wurde zu Banu Sa`d gegeben, damit er dort gestillt werden konnte.

2. Sie sollten nicht die ganze Zeit aufgehoben und herumgetragen werden, bis sie mindestens drei Monate alt sind, denn sie sind gerade erst aus dem Leib der Mutter gekommen und ihre Körper sind noch schwach.

3. Ihnen sollte ausschließlich Milch gegeben werden bis ihre Zähne erscheinen, denn ihre Mägen sind schwach und können Nahrung noch nicht verarbeiten. Wenn die Zähne des Babys erscheinen, dann ist der Magen stark genug und kann mit fester Nahrung versorgt werden. Diese sollte schrittweise eingeführt werden.

4. Wenn sie das Alter erreichen, in dem sie zu sprechen beginnen, und man möchte es ihnen erleichtern, dann sollten ein wenig Honig und Salz unter die Zunge des Baby platziert werden. Diese enthalten Substanzen, die den starken Speichelfluss, der das Sprechen hindert, vermindern. Wenn das Kind zu sprechen beginnt, sollte man es dazu auffordern, Lā ilāha illa Allāh zu sagen und Muhammad Rasūl Allāh.

5. Wenn die Zeit gekommen ist, dass die Zähne erscheinen, sollten die Gaumen jeden Tag mit Butter oder Ghee eingerieben werden.

6. Die Eltern sollten nicht bekümmert sein, wenn das Kind schreit und weint, denn es profitiert von diesem Schreien. Es trainiert seine Glieder, öffnet seinen Darm und die Brust, weckt seine Energie, schafft gute Bedingungen, um Abfallstoffe auszustoßen und hilft dem Gehirn, überflüssige Flüssigkeiten loszuwerden.

7. Das Kind sollte vor allem beschützt werden, was ihm Angst machen könnte, wie laute und erschreckende Geräusche, Angst einflößende Bilder und störende Bewegungen.

8. Das vollständige Stillen dauert zwei Jahre an. Dies ist das Recht des Kindes, wenn es einen entsprechenden Bedarf hat und nicht ohne kann. Der Qur’ān bestätigt das durch Hinzufügung des Wortes „kāmilayn“, was voll(-ständig) oder ganz bedeutet, in dem Vers (ungefähre Bedeutung): „Und die Mütter stillen ihre Kinder zwei volle Jahre.“ (2:233). Wenn diejenige, die das Kind stillt, es abstillen möchte, dann sollte sie dies schrittweise tun und nicht plötzlich auf einmal. Sie sollte ihr Kind langsam daran gewöhnen, denn ansonsten kann die Änderung der Ernährung Probleme verursachen.

9. Es ist eine Misshandlung der Kinder, sie sich mit Essen vollstopfen und extrem viel essen und trinken zu lassen. Eine der besten Arten, sie in dieser Hinsicht zu erziehen, ist es, ihnen weniger als bis zur Völle zu geben, damit sie gut verdauen können und gesund bleiben. Es wird weniger Abfallstoffe in ihren Körpern geben und sie werden weniger Krankheiten bekommen.

10. Was ein Kind dringend benötigt, ist die Sorge um sein moralisches Wohlbefinden. Es wächst mit dem auf, an was sein Erziehungsberechtigter ihn gewöhnt, wenn es klein ist. Sind es Missgunst, Zorn, Streit, Hast, das Befolgen der Lüste und Begierden, Leichtsinn, Jähzorn und Gier, dann wird es schwierig sein, das im späteren Alter wieder zu ändern. Daher kann man erkennen, dass es zumeist an der Art des Aufwachsens und der Erziehung liegt, wenn Menschen einen üblen Charakter haben.

11. Der Vormund des Kindes sollte es davon abhalten, von anderen zu nehmen, denn wenn es sich daran gewöhnt, dann wird es zu einer festen Gewohnheit und es wird als eine Person aufwachsen, die nimmt, aber nicht gibt. Wenn der Vormund etwas verteilen möchte, dann sollte er es in die Hand des Kindes geben (damit dieses es überreichen kann), damit es die Süße des Schenkens kostet.

12. Er sollte es von Lug und Betrug fernhalten, mehr als von tödlichem Gift. Lässt er ihn die Gewohnheit des Lügens und Betrügens einmal annehmen, dann wird er sein Glück in dieser Welt und im Jenseits verderben und beraubt es seines Guten.

13. Er sollte es von Faulheit, Trägheit, einem Leben des Müßiggangs und des vielen Rastens und Ruhens fernhalten und es zum Gegenteil drängen. Er sollte es sich nicht mehr als nötig ausruhen lassen, sondern so, dass es seine Energie für weitere Arbeit erfrischt hat, denn Faulheit und Trägheit ziehen Schlechtes nach sich und führen zu Leid und Ärger. Yahya ibn Abi Kathīr sagte: „Wissen kann nicht erlangt werden, indem man den Körper ruhen lässt.“

14. Er sollte es daran gewöhnen, am Ende der Nacht aufzustehen, denn das ist die Zeit, in der die Belohnung vergeben und die Preise verliehen werden. Einige werden wenig beanspruchen und einige mehr und einige werden leer ausgehen. Wenn das Kind daran gewöhnt wird, solange es klein ist, dann wird es ihm leicht fallen aufzustehen, nachdem es erwachsen wurde.“ (Tuhfat al-Maudūd, 194-203)

Drittens:

Hinsichtlich der Frage, ob das Kind mit im Bett der Eltern schlafen darf, so ist nichts Falsches daran, dies gelegentlich zu erlauben. Ibn `Abbās (möge Allāh ihm barmherzig sein) schlief mit im Bett seiner Tante Maymūnah, als er klein war. Er lag auf dem Bett und der Gesandte Allāhs (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) und Maymūnah schliefen längs darauf. (al-Bukhāri #138; Muslim #763)

Es heißt in `Umdat al-Qāri (3/66): „Dieser Hadīth zeigt, dass es erlaubt ist, im selben Bett wie ein Mahram zu schlafen, selbst wenn ihr Ehemann dort ist.“

Doch das ist nicht das Übliche. Üblich ist es, dass jede Person die meiste Zeit in ihrem eigenen Bett schläft.

Hinsichtlich der Methoden des Propheten (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) zur Disziplinierung und Bestrafung von Kindern lässt sich sagen, dass er lehrte, einem Kind erst ab dem Alter von zehn Jahren einen Klaps zu versetzen, um es zu maßregeln.

Denn der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Bringt euren Kindern das Gebet bei, wenn sie sieben Jahre alt sind, und versetzt ihnen einen Klaps, wenn sie nicht beten und bereits zehn Jahre alt sind.“ (Abu Dawūd #495; von al-Albāni in Sahīh Abi Dawūd als sahīh eingestuft).

Da der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) nicht die Erlaubnis erteilte, ein Kind vor dem Erreichen des zehnten Lebensjahres zu schlagen, wenn es die wichtigste Säule der Religion, nämlich das Gebet, vernachlässigt, dann ist es umso mehr angebracht zu sagen, dass dies auch für alle anderen Angelegenheiten des Lebens gilt, für das Benehmen und die Erziehung.

Al-Athram sagte: „Abu `Abd-Allāh wurde über Lehrer befragt, die Kinder schlagen, und er sagte: „Es sollte ihrem Fehlverhalten angemessen sein, doch der Lehrer sollte es unterlassen, oft zu schlagen. Wenn das Kind noch klein ist und nicht versteht, dann sollte er ihm keinen Klaps versetzen.“ (al-Adāb al-Schar`iyyah von ibn Muflih, 1/506)

Die maximale Anzahl an Klapsen (leichten Schlägen) beträgt zehn.

Es wurde von Abu Hurayrah (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Niemandem dürfen mehr als zehn Hiebe versetzt werden außer im Falle einer der Hadd-Strafen, die Allāh vorgeschrieben hat.“ (al-Bukhāri #6850; Muslim #1708)

Al-Qādi Schurayh sagte, dass ein Kind nicht öfter als dreimal gezüchtigt werden darf, wenn es beim Erlernen des Qur’ān nachlässig ist. Und `Umar ibn `Abd al-`Azīz pflegte Briefe in die Bezirke zu senden, in denen es hieß: „Der Lehrer darf (ein Kind) nicht öfter als dreimal züchtigen, denn das verschreckt das Kind.“ (ibn Abi-l-Dunya in al-`Iyāl 1/531)

Das Schlagen ins Gesicht muss unter allen Umständen vermieden werden, denn der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) verbot es mit folgendem Wortlaut: „Möge Allāh dein Gesicht hässlich machen“, und er verpflichtete uns, das Schlagen ins Gesicht zu vermeiden. Dies wurde von Abu Dawūd (#4493) berichtet und von al-Albāni in Sahīh Abi Dawūd als sahīh eingestuft.

Man kann Schläge androhen, was weitaus effektiver sein kann, als der tatsächliche Schlag. Es gibt einen Bericht, der davon handelt, einen Stock oder eine Peitsche im Haus aufzuhängen, damit das Kind versteht, dass es im Falle eines schweren Fehlverhaltens bestraft wird, nämlich dann, wenn es die Grenze guten Verhaltens und Benehmens überschreitet.

Es wurde von ibn `Abbās (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Hängt die Peitsche dort auf, wo die Angehörigen des Haushalts sie sehen können, denn das wird sie disziplinieren.“ (`Abd al-Razzāq in al-Musannaf, 11/133; al-Tabarāni in al-Mu`jam al-Kabīr, 10/284; von al-Albāni in Sahīh al-Jāmi` #4022 als hasan klassifiziert)

Ein Ratschlag des Propheten (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) an Mu`ādh ibn Jabal (möge Allāh ihm barmherzig sein) lautete: „Gib für deine Familie aus, was du dir leisten kannst, und hebe deinen Stock nicht von ihnen, um sie zu disziplinieren.“ (Ahmad 5/238; al-Albāni sagte in Sahīh al-Targhīb 1/138: Er ist hasan li ghayrihi.)

Was wir erwähnt haben, ist nur ein wenig, zeigt aber, dass Disziplin bedeutet, etwas zu lehren, zu dirigieren und mit guten Worten anzuleiten, mit gutem Beispiel voranzugehen, zu ermutigen und zu drohen. Die Anwendung von Strafen sollte der letzte Ausweg sein und nur auf eine Art vollzogen werden, durch die das Ziel auch erreicht werden kann. Man darf nicht darüber hinausgehen und dem Kind keinen physischen oder psychischen Schaden zufügen.

Und Allāh weiß es am besten.

Islam Q&A​

Wa_salam_wr_wb
  


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen:
1 Gast/Gäste