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Die Anzahl der Raka`āt im Tarāwīh-Gebet
#1
Salam_wr_wb


Frage (Nr. 9036):

Es ist authentisch überliefert, dass der Prophet Muhammad (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) dreimal im Ramadān Tarāwīh betete und es bestand aus 11 Raka`āt. Auch in dem Buch „Qiyām und Tarāwīh“ von Scheikh Nāsir Dīn al-Albāni (möge Allah ihm barmherzig sein) wird bestätigt, dass das Tarāwīh aus 11 Raka`āt bestehen sollte. Die Sunnah sind 11 Raka`āt.

Die Frage, die für Verwirrung und Diskussionen sorgt, ist, ob die Anzahl der Raka`āt 11 oder 20 sein sollte. In den meisten Hanafi Masjids in den Vereinigten Staaten verrichtet der Imām 20 Raka`āt. Ob der Imām 20 oder 11 Raka`āt betet, er vervollständigt den gesamten Qur’ān im Laufe des Ramadān. Die Leute sind sehr empfindlich in dieser Angelegenheit, sodass sie zu einem Gesprächsthema in Versammlungen geworden ist. Diejenigen, die 20 Raka`āt beten, beschuldigen die andere Gruppe, die 11 Raka`āt verrichtet, auf dem falschen Weg zu sein und andersherum. Das ist eine schlimme Fitnah in den Vereinigten Staaten, die zu Uneinigkeit führt. Einige Leute führen immer an, dass der Imām in der Moschee des Propheten 20 Raka`āt betet und auch in Masjidu-l-Harām in Makkah betet der Imām 20 Raka`āt.

Bitte erläutert daher die folgenden Angelegenheiten:

1. Wenn es Sunnah ist, 11 Raka`āt zu beten, warum verrichten die Imāme in der Moschee des Propheten in Madina und in Masjidu-l-Harām dann das Gebet mit 20 Raka`āt? Warum handeln sie entgegen der Sunnah?

2. Warum beträgt die Anzahl der Raka`āt beim Tarāwīh in der Moschee des Propheten und in Masjidu-l-Harām 20 Raka`āt?

Antwort:

Alles Lob gebührt Allah.

Wir denken nicht, dass die Muslime so empfindlich in Angelegenheiten sein sollten, die einer Meinungsverschiedenheit der Gelehrten unterliegen, oder dass sie sie als Grund für Teilung und Fitnah unter den Muslimen nehmen sollten.

Scheikh ibn `Uthaymīn (möge Allah ihm barmherzig sein) sagte, als er über die Situation desjenigen sprach, der 10 Raka`āt mit dem Imām betet, sich dann setzt und auf Witr wartet und somit das Tarāwīh nicht mit dem Imām beendet: „Es bekümmert uns sehr, dass wir in der muslimischen Ummah eine Gruppe finden, die sich über Angelegenheiten streitet, bei der Meinungsverschiedenheiten akzeptabel sind, und sie nehmen diese Differenzen als Mittel, um Spaltung hervorzurufen. Es gab auch zur Zeit der Sahābah Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Ummah, doch blieben sie vereint. Insbesondere die Jugendlichen und all jene, die dem Islam angehören, müssen vereint bleiben, denn sie haben Feinde, die auf der Lauer liegen.“ (al-Scharh al-Mumti` 4/225).

Zwei Gruppen sind in dieser Sache extrem geworden. Die erste Gruppe verurteilt jeden, der mehr als 11 Raka`āt betet, und stempelt es als Bid`ah ab. Die zweite Gruppe verurteilt diejenigen, die nur 11 Raka`āt beten, und behauptet, dass sie gegen den Konsens der Gelehrten (Ijmā`) gehen.

Schauen wir uns an, was Scheikh ibn `Uthaymīn (möge Allah ihm barmherzig sein) sagte: „Wir sagen, dass man weder extrem übertreiben noch nachlässig sein sollte. Einige Leute übertreiben im Festhalten an der Anzahl, die in der Sunnah erwähnt wird, und sagen, dass es nicht erlaubt sei, mehr als diese in der Sunnah genannte Anzahl zu verrichten, und sie verurteilen diejenigen, die mehr machen, sehr aggressiv und sagen, dass sie Sünder seien.

Dies ist zweifelsohne falsch. Wie können sie Sünder sein, wenn der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm), als er über die Nachtgebete befragt wurde, sagte, dass sie als Zwei und Zwei verrichtet werden, wobei er keine bestimmte Anzahl nannte? Natürlich wusste derjenige, der ihn über das Nachtgebet befragte, die Anzahl nicht, denn wenn er schon nicht wusste, wie es verrichtet wird, dann ist es noch wahrscheinlicher, dass er die Anzahl auch nicht kannte. Und er war keiner von denen, die dem Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) dienten, sodass wir sagen könnten, dass er wusste, was in dessen Haus geschah. Da der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) ihm sagte, wie es zu verrichten ist, aber er sagte nicht, wie oft, kann daraus verstanden werden, dass die Angelegenheit weit gefasst ist und dass jemand 100 Raka`āt verrichten und danach Witr mit einem Raka`ah beten kann.

Bezüglich der Worte des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm): „Betet, wie ihr mich habt beten sehen“ lässt sich sagen, dass dies nicht im absoluten Sinne zutrifft, selbst für diese Leute. Daher sagen sie nicht, dass man Witr manchmal mit fünf Raka`āt beten sollte und manchmal mit sieben und manchmal mit neun Raka`āt. Würden wir es im absoluten Sinne verstehen, dann würden wir Witr manchmal mit fünf Raka`āt beten und manchmal mit sieben und manchmal mit neun. Doch mit dem Hadīth ist gemeint: Betet, wie ihr mich beten gesehen habt hinsichtlich der Art des Gebets und nicht hinsichtlich der Anzahl der Raka`āt, es sei denn, es gibt einen Text, um die Anzahl zu bestimmen.

Was auch immer der Fall ist, man sollte nicht streng mit den Menschen sein in einer Angelegenheit, die weit gefasst ist. Wir haben sogar einige Brüder gesehen, die streng in dieser Hinsicht sind und die die Imāme, die mehr als 11 Raka`āt beten, der Bid`ah beschuldigen und die deren Moschee verlassen und somit die Belohnung verpassen, von der der Gesandte Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Wer mit dem Imām steht, bis dieser (das Gebet) beendet, für den wird die Belohnung von Qiyām al-Layl verzeichnet.“ (al-Tirmidhi #806; von al-Albāni in Sahīh al-Tirmidhi #646 als sahīh klassifiziert). Einige von ihnen setzen sich sogar hin, nachdem zehn Raka`āt gebetet wurden, wodurch sie die Reihen der Betenden unterbrechen, und manchmal beginnen sie sich zu unterhalten und stören diejenigen, die beten.

Wir haben keinen Zweifel daran, dass ihre Absicht gut ist und dass sie ihr Bestes tun, um zur richtigen Entscheidung zu kommen, doch das bedeutet nicht, dass sie Recht haben.

Die andere Gruppe tut das Gegenteil. Sie verurteilt diejenigen, die nur 11 Raka`āt beten, hart und sagt, dass sie dem Konsens der Gelehrten zuwider handeln. Allah sagt (ungefähre Bedeutung): „Wer aber dem Gesandten (Muhammad) entgegenwirkt, nachdem ihm die Rechtleitung klar geworden ist, und einem anderen Weg als dem der Gläubigen folgt, werden Wir dem zukehren, dem er sich zugekehrt hat, und ihn der Hölle aussetzen, und (wie) böse ist der Ausgang!“ (4:115).

All die Generationen, die vor euch kamen, kannten nur die Anzahl von 23 Raka`āt und sie verurteilten jeden, der etwas anderes sagt.“ (al-Scharh al-Mumti` 4/73-75).

Hinsichtlich des Beweises, der von denjenigen angeführt wird, die sagen, dass es nicht erlaubt sei, mehr als acht Raka`āt im Tarāwīh zu verrichten, so führen sie den Hadīth von Abu Salamah ibn `Abd al-Rahmān an, der `Ā’ischah (möge Allah mit ihr zufrieden sein) fragte: „Wie betete der Gesandte Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) während des Ramadān?“ Sie antwortete: „Er betete nicht mehr als 11 Raka`āt im Ramadān oder zu anderen Zeiten. Er betete vier und frag nicht danach, wie schön und lang sie waren, dann betete er drei. Ich sagte: `Oh Gesandter Allahs, wirst du schlafen, bevor du Witr betest?` Er sagte: `Oh `Ā’ischah, meine Augen schlafen, doch mein Herz nicht.`“ (al-Bukhāri #1909; Muslim #738).

Sie sagten: Dieser Hadīth beweist, dass der Gesandte Allahs bei seinen nächtlichen Gebeten im Ramadān und zu anderen Zeiten beständig war.

Die Gelehrten lehnten diese Verwendung des Hadīth als Beweis mit der Begründung ab, dass es dies ist, was der Gesandte Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) tat, doch die Tatsache, dass er etwas tat, impliziert nicht, dass es obligatorisch ist.

Der Beweis, dass es keine festgesetzte Anzahl für die Nachtgebete gibt – was das Tarāwīh mit einschließt – ist der Hadīth von ibn `Umar, demgemäß ein Mann den Gesandten Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) über das Gebet in der Nacht befragte. Der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Die Gebete in der Nacht werden als Zwei und Zwei verrichtet (zwei Raka`āt auf einmal). Wenn einer von euch fürchtet, dass die Zeit der Morgendämmerung anbricht, dann soll er ein Rak`āh als Witr verrichten.“ (al-Bukhāri #846; Muslim #749).

Wenn wir das betrachten, was die Gelehrten der bekannten Rechtsschulen sagten, dann werden wir eindeutig feststellen, dass die Angelegenheit weit gefasst ist und dass nichts Falsches daran ist, mehr als 11 Raka`āt zu verrichten.

Al-Sarkhasi, einer der Imāme der hanafitischen Schule sagte: „Es sind 20 Raka`āt, abgesehen von Witr, nach unserer Meinung.“ (al-Mabsūt 2/145).

Ibn Qudāmah sagte: „Die zu bevorzugende Meinung nach Abu `Abd-Allah (d. h. Imām Ahmad, möge Allah ihm barmherzig sein) ist, dass es 20 Raka`āt sind. Dies war die Ansicht von al-Thauri, Abu Hanīfah und al-Schāfa`i. Mālik sagte, dass es 36 seien.“ (al-Mughni 1/457)

Al-Nawawi sagte: „Das Tarāwīh-Gebet ist eine Sunnah gemäß dem Konsens der Gelehrten. Unsere Meinung lautet, dass es aus 20 Raka`āt mit 10 Taslīm besteht und es ist erlaubt, es allein zu beten oder in der Gemeinschaft.“ (al-Majmū` 4/31).

Dies sind die Meinungen der vier Imāme über die Anzahl der Raka`āt des Tarāwīh-Gebets. Sie alle sprachen von mehr als 11 Raka`āt. Zu den Gründen, warum sie mehr als 11 Raka`āt nannten, können die folgenden gehören:

Sie dachten, dass der Hadīth von `Ā’ischah nicht so zu verstehen ist, dass damit eine genaue Anzahl gemeint war.

Eine größere Anzahl wurde von vielen der Salaf berichtet (siehe al-Mughni 2/604; al-Majmū` 4/32).

Der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) pflegte 11 Raka`āt zu beten und machte diese sehr lang, bis zu dem Ausmaß, dass es den größten Teil der Nacht in Anspruch nahm. Tatsächlich führte der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) seine Gefährten in einer Nacht beim Tarāwīh-Gebet und er beendete dieses Gebet erst kurz vor der Morgendämmerung und die Sahābah befürchteten, dass sie Suhūr verpassen könnten. Die Sahābah (möge Allah mit ihnen zufrieden sein) liebten es, hinter dem Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) zu beten, und sie empfanden es nicht zu lang. Die Gelehrten dachten, dass, wenn der Imām das Gebet zu lang macht, es zu schwierig für die Teilnehmer des Gemeinschaftsgebets sein und dass es sie abschrecken könnte. Daher dachten sie, dass der Imām die Rezitation kürzer halten und die Anzahl der Raka`āt erhöhen sollte.

Der Punkt ist, dass derjenige, der 11 Raka`āt auf die Art und Weise betet, wie sie vom Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) berichtet wurde, es gut macht und der Sunnah folgt. Wer die Rezitation verkürzt und die Anzahl der Raka`āt erhöht, macht es ebenfalls gut. Jemand, der eines dieser beiden Dinge macht, kann nicht verurteilt werden.

Scheikh al-Islam ibn Taymiyah sagte: „Wenn jemand Tarāwīh entsprechend den Madhhab von Abu Hanīfah, al-Schāfa`i und Ahmad mit 20 Raka`āt betet oder entsprechend der Madhhab von Mālik mit 36 Raka`āt oder mit 13 oder 11 Raka`āt, so hat er es gut gemacht, wie Imām Ahmad sagte, denn es gibt nichts, wodurch die Anzahl festgelegt werden könnte. Die größere oder kleinere Anzahl der Raka`āt hängt also davon ab, wie lang oder kurz der Qiyām (das Stehen im Gebet) andauert.“ (al-Ikhtiyārāt, S. 64).

Al-Suyūti sagte: „Was in den sahīh und hasan Ahādīth berichtet wurde, ist die Anweisung, die Nachtgebete während des Ramadān zu verrichten, wozu ohne eine genaue Anzahl angehalten wird. Es ist nicht bewiesen, dass der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) 20 Raka`āt beim Tarāwīh betete, sondern vielmehr, dass er in der Nacht betete, mit einer unbestimmten Anzahl an Raka`āt. Dann unterließ er es in der vierten Nacht, damit es nicht obligatorisch für sie wurde und sie nicht in der Lage wären, es zu tun.“

Ibn Hajar al-Haythami sagte: „Es gibt keinen sahīh Bericht darüber, dass der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) 20 Raka`āt beim Tarāwīh betete. Die Überlieferung, in der es heißt, dass er „20 Raka`āt zu beten pflegte“ ist äußerst schwach (da`īf).“ (al-Mausū`ah al-Fiqhiyyah, 27/142-145).

Man sollte daher nicht überrascht sein, wenn manche Leute beim Tarāwīh-Gebet 20 Raka`āt verrichten. Es gab Generationen solcher Imāme (die 20 Raka`āt zu beten pflegten) und sie alle waren gut.

Und Allah weiß es am besten.

Islam Q&A


Wa_salam_wr_wb
  


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