Mehrmals kurz vor dem Selbstmord

Mehrmals kurz vor dem Selbstmord

Sehr früh hatte ich ein großes Interesse und Vertrauen in Naturwissenschaften entwickelt. Ich glaubte an die Richtigkeit ihrer Aussagen, daher war die nächste Erklärung für den Sinn meines Daseins die Evolutionstheorie. Obwohl ich aus einer muslimischen Familie stammte und diese traditionell praktizierend war, fand ich das Prinzip der positiven Selektion für die Entwicklung aller Lebewesen sehr logisch! Also begann ich recht früh, schon mit zwölf Jahren, den Sinn des Lebens in Philosophischen Büchern zu suchen.Ich kannte keine bewusst praktizierenden Muslime und Islam war für mich etwas für alte Menschen. Parallel ging es mir psychisch immer schlechter und ich wurde immer depressiver. Der Gedanke, dass vor mir menschen dahingeschieden sind, die edel im Charakter waren, ihr Leben für Gutes eingesetzt haben und deren Ende „nur der Tod" ist, bedrängte sehr stark mein Herz. Sobald ich Bilder aus der Geschichte sah, von Menschen, die genau wie ich einst im Leben standen und nun tot sind, verstärkte sich meine depressive Verstimmung. Die Vergänglichkeit aller Dinge erfüllte mich mit tiefer Trauer. Nichts Weltliches konnte mich erfreuen. Jeden Tag nach der Schule schloss ich mich ins Zimmer ein, wollte niemanden sehen, sprechen, war extrem aggressiv gegenüber meinen Eltern. Ich schloss mich ein und dachte nach. War mit Scheytan alleine. „Wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, dann ist doch egal, wie lange ich lebe. Einer Leiche macht es nichts aus wie alt sie ist. Einer Leiche ist es egal, was sie erlebt hat." Mein Brustkorb war extrem eng, manchmal glaubte ich keine Luft zu kriegen. Ich ging im Zimmer auf und ab, las Bücher, dachte nach, dachte nach, selbst nachts konnte ich kaum schlafen. Ich war wie „nicht von dieser Welt", oft kurz vor dem Wahnsinn. Nahm meine ganze Umwelt distanziert wahr. Es war für mich unvorstellbar, dass jemand lachen konnte, ohne die Frage nach dem Tod geklärt zu haben. Oft wünschte ich mir die Gedanken abschalten zu können, um wie die anderen leben zu können.

Ich kam zu dem Entschluss, dass wenn es sicher kein Leben nach dem Tod gibt, ich mir dass Leben selber nehmen werde.Denn ich konnte nicht sinnlos leben, geschweige denn das Leben genießen. Dazu befasste ich mich noch intensiver mit der Evolutionstheorie. „Wenn sich im Wasser die erste Zelle aus unbelebter Materie formiert hat, wie konnte sie leben??? Wenn ich eine logische Antwort auf diese Frage erhalte, dann kann ich sterben" Jahrelang war ich in diesem Zustand, der sich ständig verschlimmerte. Die Dunkelheit wurde immer größer. Ich weiß nicht, wie oft ich kurz vor dem Selbstmord stand. Nur der Gedanke an die Trauer meiner Eltern, hielten mich immer wieder zurück, so dass ich statt schnitt nur ritzte.
Dann kam völlig unvermittelt die Erlösung. In der 11. Klasse im Philosophie Unterricht war Thema erneut „Evolution". Ich stellte dem Lehrer genau jene Frage: „ Wie erhielt die Zelle sein Hauch des Lebens?" Der Lehrer zuckte die Achseln und meinte: „Das weiss die Wissenschaft bis heute noch nicht!"
IN dem Moment passierte das Unglaubliche!!!

Mir wurde schwarz vor Augen!
Mein Körper wurde schlaff und ich sackte im Stuhl zusammen!
Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper!!!
UND wie ein Blitz schlug es in mein Gehirn ein!!!

„NIEMAND KANN LEBEN GEBEN AUßER ALLAH!!!"

Ich war erschüttert, ich war wie gelähmt von der Wucht dieser Aussage, mit welcher Kraft sie in mein Gehirn eindrang! Erstaunlich für mich auch, dass „Allah" gesagt wurde und nicht „Gott", da ich quasi nur deutsch sprach und deutsch dachte.

An dem Tag ging ich wie hypnotisiert von der Schule nach Hause. Das erste, was ich tat, war ein Buch über das Gebet in die Hand zu nehmen. Ich begann mit dem Gebet und spürte, wie sich langsam alle Ketten von meinem Herzen lösten, wie meine Brust weit wurde. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, ich kann richtig tief durchatmen. Ich änderte mich sehr stark- elhamdulillah!
Das einzige, was ich nun hatte, war ein uneschütterlicher Glaube an Allah und das Gebet.Ich wusste nichts über den Islam. Um mein Wissen zu mehren, lieh ich mir Bücher von der Stadtbibliothek aus. Doch wann immer ich diese Bücher las, wurde mein Herz wieder hart und ich bekam keine Luft. Sobald ich das Buch von mir warf (Ich warf sie wirklich,weil ich erschrak über die Enge in meiner Brust), war alles wieder in Ordnung und ich spürte die Nähe Allahs. Im Nachhinein weiss ich, dass Allah mich geschützt hat, denn es waren meist Bücher über Sufismus. Ich versuchte mein Glück in den Moscheen, um Wissen über den Islam zu erwerben. Doch auch hier passierte das Gleiche. Ich fand nirgends den Glauben, der in meinem Herzen war. Überall wurde meine Brust eng, so dass ich mich wieder von dem anwendete. Ich glaubte, einen neuartigen Islamglauben in meinem Herzen zu haben, der nirgendswo anders , aber der einzig wahre Glaube ist! Elhamdulillah- bis mich Allah zu einer Gruppe von Schwestern führte, die den Weg der SaIaf gingen. Da weitete sich mein Herz noch stärker und- es waren doch sooo viele, die wie ich glaubten.

Jetzt konnte ich auch leben- für Allah!!!!Noch immer kann ich die Gnade Allahs nicht fassen. Nach zehn Jahren!
 

 

© Die Wahrheit im Herzen

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