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"Liebe Allah Schwester" (von Fatima Asmal)
#1
Salam Liebe Geschwister im Islam!

hier habe ich einen Text, der auch verloren gegangen ist:

"Liebe Allah Schwester!" von Fatima Asmal

Rehana blickte von ihrer Tasse Tee auf und schüttelte missbilligend ihren Kopf.

„Wie sehe ich aus Azhar?“ fragte Tasneem, ihre 20 jährige Tochter, ihren Bruder, während sie auf den Weg zum Frühstückstisch war.
„Fett“, kicherte der 14 jährige Azhar, und wendete sich wieder seinem Teller, mit Würsten und Eiern, zu.
„Fett ist genau das was du mal sein wirst, wenn du dich weiterhin mit sowas voll stopfst, erwiderte Tasneem, sich selbst in der Spiegelung des Ofens bewundernd.

Gekleidet in ihren eng anliegenden taillierten Jeans, beige Schuhen und einem durchsichtigen weißen abgeschnittenen Top, welcher kaum ihre Brust, geschweige
denn ihren Bauch, bedeckte.
Rehana dachte, dass ihre Tochter „widerlich“ aussah. Sie versuchte ihre Wut zu unterdrücken und ruhig zu klingen.
Tasneem warf ihrer Mutter einen wütenden Blick zu. „Wer fragt dich? Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“
„Tasneem, du tust so als ob ich nur auf dir rumhacken würde. Ich bin noch lange nicht am Ende, mein Rat ist nur zu deinem Besten.“
„Ja, ja, zu meinem Besten – spar dir deine Rede für jemanden anderen auf Mama. Falls du es bemerkt hast, war es gestern umsonst, und den Tag davor und
den Tag davor, also mach mal einen Punkt, wie wärs?“

Rehana schüttelte wieder ihren Kopf, in einem Zustand der Wortlosigkeit. Sie schaute flehend in Richtung ihres Mannes, aber der saß am Tisch, eine Tasse
Kaffee in einer Hand, die Zeitung in der anderen Hand, vertieft in die Sportseiten. Vielleicht verstellt er sich, dachte sie.
Wie ich, hat er wahrscheinlich die endlosen Diskussionen satt.

„Ich werde mich verspäten, habe Abendvorlesungen, also ruf mich nicht zwanzigtausendmal nörgelnd an“, unterbrach die verärgerte Stimme ihrer Tochter, ihre
Gedanken.
„Oh willst du jetzt nicht essen?“ Rehana bemerkte, dass Tasneem ihre Tasche über ihre Schultern schleuderte und sich auf den Weg zur Tür machte. Sie deutete
ihr, dass sie sich setzen soll.
„Nein danke – ich habe meinen Appetit verloren!“

„Guuuuuuuut Fetti hat ihren Appetit verloren, sie wird nun dünner werden, und ich werde mehr zu essen haben, sang Azhar, während er nach dem Teller von
Tasneem griff.
„Halt deinen Mund kleiner Bengel!“
„Tasneem!!“ Endlich ging diesmal Iqbal dazwischen.
„Sei nicht so grob zu deinem Bruder, er macht nur Witze. Hör auf deine Mutter und setz dich hin. Außer du willst, dass dir dein Auto für einige Zeit entzogen
wird!“
„Okay, okay, ich hab verstanden.“ Tasneem stellte widerwillig ihre Tasche hin und zog einen Stuhl gegenüber ihrer Mutter.

Rehana lächelte ihrer Tochter zu. „Ich möchte dich nicht zu etwas zwingen was du nicht tun willst, Tasneem. Ich bitte dich nicht darum, dein Gesicht zu
bedecken oder sonst etwas in der Art. Tatsächlich hab ich dich nicht einmal darum gebeten, dein Haar zu bedecken. So wie du dich in letzter Zeit kleidest,
wäre ich sogar froh, wenn du nur längere Oberteile und breitere Hosen anziehen würdest.“

Tasneem seufzte.
„Schau Mutter, wir leben nur einmal. Du hattest deinen Spaß â€“ ich bin nicht dumm. Die ganze Familie weiß, dass du und Papa, euch auf der Uni kennen gelernt
habt – und erzähl mir jetzt nicht, dass du damals deine Haare bedeckt hast. Nachdem du deinen Spaß hattest, ist es für dich bestimmt leicht, dich zurückzulehnen
und mir Predigten zu halten.“

„Tasneem du hast Recht, ich fing an mein Haar zu bedecken nachdem du geboren warst. Und ja, ich war keine perfekte Muslima zu Uni-Zeiten, aber siehst du
nicht? Ich bereue jede einzelne Minute dieser Zeit, und deshalb versuche ich, dich dazu zu ermuntern Allah in deinen jungen Jahren zu fürchten.“

„Die Furcht vor Allah ist in meinem Herzen, Mama! Und du kannst nicht beurteilen, was in meinem Herzen ist.“
Rehana nickte: „Aber gleichzeitig müssen wir unsere Angst vor Allah auch äußerlich sichtbar machen Tasneem. Und es gibt einen guten Grund warum wir beauftragt
wurden uns sittsam zu kleiden.
Glaube mir Tasneem, du möchtest bestimmt, dass dich ein Junge wegen deiner inneren Schönheit und nicht wegen deinem Körper heiratet.“

Tasneem lachte herzlich. „Maaammmma, entspann dich! Ich habe keinen Freund, und das Letzte woran ich zurzeit denke ist heiraten. Ich möchte nur Spaß haben,
okay?
Liebe dich .....bis später.“
Und mit einem leichten Küsschen auf Rehanas Wange, war sie weg.

Rehana stellte ihre Tasse hin. Schon wieder hatte ihre Tochter den Punkt völlig verfehlt.
Iqbal lächelte ihr ermutigend zu. „Wenigstens hast du es probiert, Ray“, schüttelte er seinen Kopf traurig. „Ich habe es schon vor langer Zeit aufgegeben.“
„Oh ich möchte nicht aufgeben. Wir sollten niemals aufgeben.“

..........................................

„Tazzzz, wow Freundin du siehst fantastisch aus“...grüßte Aaliyah, Tasneem, aus vollem Halse, auf dem Weg zum Campus-Cafe.
Tasneem kicherte entzückt. „Aahh danke, du schaust aber auch nicht schlecht aus“, sagte sie, die neue Frisur ihrer Freundin betrachtend.
„Ja, ihr zwei schaut toll aus. Ich war die ganze Nacht wach und hab für den Test gelernt, hatte keine Zeit mich heute in der Früh herzurichten“, stöhnte
Ayscha, während sie ihre Tasche durchstöberte und verzweifelt nach ihrem Handy suchte, welches dauernd am Piepen war und die Ankunft einer Sms signalisierte.

„Oooooo Tazzz, schau da ist Osama, der beobachtet dich wieder“, schrie Aaliyah, als sie sich an einen Tisch setzten.
„Aaliyah hör auf!“ Tasneem rollte entrüstet ihre Augen.
„Hallo? Hab ich irgendetwas verpasst? Was ist den mit euch Zweien?“, zerrte Ayscha am Shirt von Tasneem.
Tasneem deutete in Richtung des Tisches neben ihnen. Ein vollbärtiger Student, mit einem langen weißen Oberteil saß dort, und sein Gesicht war in sein
Buch vergraben.
„Ist sein Name wirklich Osama?“, fragte Ayscha.
„Nein, Dummerchen...Aaliyah nennt ihn so, weil er sich immer so anzieht und Freitagsansprachen (Khutba [=Freitagspredigt]’s) hält.“
„Wirklich?“, fragte Ayscha interessiert. „Worüber spricht er denn?“

„Ooooo, schaut so aus als ob du Konkurrenz bekommen hättest Tazz. Hände weg Ayscha. Er möchte Taz!“

„Kommt schon Leute, ich meine es ernst! Worüber spricht er denn?“
Aaliyah räusperte sich und schwenkte ihre Hand dramatisch in die Luft: „Der Sinn des Lebens.... die Leichtfertigkeit und Irreführung der Jugend....blah
blah blah.“
„Okay, ich bin bestimmt nicht interessiert daran. Hey Tasneem, mag er dich wirklich? Wollte er dich ausführen oder sonst was?“

„Keine Chance. Schau ihn dir doch mal an, schaut er denn wie so jemand aus?“
„Senkt eure Stimmen, ich bin mir sicher, dass er uns hören kann“, sagte Ayscha.
„Wen interessiert es, ob er kann? Geschieht ihm Recht, wenn er uns Muslime, durch die Art wie er sich kleidet und dadurch, dass er immer auf den Boden
schaut während dem Gehen, als ob sein Kopf gelähmt wäre oder sonst was, in Verruf bringt!“, antwortete Tasneem, absichtlich ihren Hals verreckend und ihre
Stimme erhebend.
Für einen flüchtigen Moment blickte „Osama“ wirklich auf, aber er wendete sich schnell wieder seinem Buch zu.

Aaliyah kicherte: „Gut gesagt Taz......vielleicht solltest du die Jumua Khutba [=Freitagspredigt]’s (Freitagspredigten) halten.“
„Hey, da ist jemand die so aussieht, als ob sie zu Hause Freitagsansprachen hält“, lachte Tasneem, in ihre morgendliche Klatschsitzung schwelgend. Sie
zeigte in Richtung Eingang, wo ein schönes Mädchen, in einem langarmigen Kleid und einem ordentlich gebundenen Kopftuch, stand.
„Wer ist diese .....?“, lachte Aaliyah.
„Kommt schon Mädels, ihr seid doch nur eifersüchtig, sie ist wirklich sehr hübsch“, sagte Ayscha.

Diesmal hatte sie „Osama“ bestimmt gehört. Er blickte auf, in Richtung des Einganges, und winkte, ein Lächeln erhellte seinen sonst so ernsten Ausdruck.
„Apaa, hier drüben“, rief er.
Was für ein ungewöhnlicher Name, „Apaa“.
Tazz, dass ist nicht ihr Name. Es ist Urdu und heißt „Große (Ältere) Schwester“, erklärte Ayscha.
„Oh“, Tasneems Stimme spiegelte ihre Enttäuschung wider. „Seine Schwester? Und ich war gerade dabei zu denken, dass er vielleicht doch nicht so ein „Bravling“
ist.“
Sie schaute auf die Uhr und stand eilig auf. Ihre Tasche von der Rückseite des Sessels angelnd, ergriff sie Aaliyahs Arm.
„Komm schon..., wir sollten uns besser auf den Weg zum Englischvortrag machen, wenn wir uns am Nachmittag einen Film anschauen wollen.“
„Ja, okay.“ Aaliyah folgte ihre raus aus dem Cafe.
„Was hast du denn deiner Mutter erzählt?“
Tasneem grinste. „Das Übliche....Abendvorlesungen......was sonst?!“

Tasneem blickte zum Himmel hinauf, während sie rückwärts von der Parklücke rausfuhr. Es war ein typisch schöner Tag, Ideal für den Strand. Vielleicht sollte
sie Aaliyah und Ayscha anrufen und ihnen sagen, dass sie sich stattdessen bei Addington treffen, dachte sie, als sie gerade dabei war vom Parkplatz rauszufahren.
„Nein, ich habe meine Badesachen nicht mit“, sagte sie sich selbst.
„Außerdem haben wir uns alle danach gesehnt, diesen Film zu sehen, seitdem es herauskam.“ Sie machte das Radio an, und lächelte erfreut, als sie die vertraute
Melodie des letzten Hits von Britney Spears erkannte.

Sie sah ihn nicht kommen. Da war eine weiße Welle vor ihr und eine Frau schrie im Hintergrund, als sie ihren Fuß auf die Bremse presste. Es war zu spät.

„Gott, nein“, keuchte Tasneem, und kam gerade noch auf die Idee, das Radio auszuschalten, bevor sie sich aus dem Auto schleppte.
„Osama!“ Sie war nun hysterisch, schrie verwirrt und weinte, als sie das Blut bemerkte, das schnell eine Pfütze unter ihm bildete.
„Was hab ich getan? Nein, nein, nein!“
Seine Schwester war am Telefon, und versuchte medizinische Hilfe zu holen, eine Hand hielt die Hand ihres Bruders fest. „Es ist mein Bruder Sohail. Wir
sind auf der Hauptstraße, außerhalb von Block B.“

Tasneem hatte schon zuvor jemanden sterben sehen. Aber als sie Sohails Gesicht sah, realisierte sie, dass der Tod des Mannes, sich krümmend und aus dem
Mund schäumend nach einer Überdosis vor dem Nachtklub, ganz anders gewesen war, als das was sie jetzt sah.
Sohails Gesicht war heiter, und er lächelte in Richtung Himmel.
„Sohail, es tut mir so leid“, stotterte sie. Das Lächeln verließ sein Gesicht nicht.

„Liebe Allah Schwester“, sagte er, in dem selben sanften Ton, der seine Freitagsansprachen prägte. Und dann rezitierte er, ohne Unterstützung, die Schahada
dreimal, und schloss seine Augen.

Tasneem blickte erschrocken zu seiner Schwester. „Es tut mir schrecklich leid“, sagte sie.
„Es war nicht deine Schuld Schwester.“ Schließlich kamen die Tränen. „Sohail war in Eile, er wollte rechtzeitig zur Moschee zum Asr-Gebet, und er hat nicht
wirklich geschaut wohin er ging. Ich versuchte ihn zurückzuhalten, aber....“, sie schluchzte jetzt. „Es ist der Wille von Allah Subhanahu wa Ta’ala, du
weißt Schwester, aber er war mein kleiner Bruder, und wir waren uns sehr nah.“
Tasneem schauderte, als sie an den rundlichen kleinen Azhar dachte, und daran dachte was sie tun würde, wenn jemand ihn überfahren würde.
Eins war klar, das Letzte was sie sagen würde, wäre „Es war der Wille von Allah swt..“

Mit einem schrecklichen Gefühl im Magen erinnerte sie sich an die scheußlichen Wörter, die sie in der Früh gesagt hatte – zu ihrer Mutter, zu Azhar....
und das Schlimmste von allen im Cafe – „...wenn er uns Muslime, durch die Art wie er sich kleidet und dadurch, dass er immer auf den Boden schaut während
dem Gehen, als ob sein Kopf gelähmt wäre oder sonst was...“

„Es tut mir so leid, Sohail“, flüsterte sie wieder. Plötzlich fühlte sie sich irgendwie nackt. Sie machte den Versuch ihren kurzen Top über ihren Bauch
zu ziehen, aber sie scheiterte. Sohails Schwester, die immer noch weinte, griff in ihre Tasche und reicht ihr einen lange schwarze Strickjacke. Die Geräusche
der Sirenen näherten sich, Tasneem zog es eilig an, ihre Finger zitterten als sie die Jacke zuknöpfte.

Sie fühlte sich innerlich so leer – ich bringe sie in Verruf, dachte sie– Mama, und Papa, und Azhar, und Sohail und seine Schwester.......und den Islam....
Ich bringe sie in Verruf.

Rehana strich über das Haar ihrer Tochter, in dem Versuch sie zu besänftigen. Es war schon nach Mitternacht, aber Tasneem lag auf ihrem Bett, ihre Augen
weit offen, noch immer geschockt durch die Ereignisse des Tages. Iqbal kam ins Zimmer, mit einem Becher heißer Schokolade. Er küsste Tasneem auf die Stirn,
als er den Becher Rehana reichte.
„Ich denke, du solltest heute Abend bei ihr schlafen“, sagte er. „Ist sie okay?“
Rehana nickte, „Sie ist gerade dabei sich zu erholen.“

Als sie ihre Tochter zum Schlafen legte, dachte Rehana an die vielen Ereignisse, die ihren eigenen Charakter geformt hatten, und sie erinnerte sich mit
Gewissheit daran, dass nicht alle von diesen, angenehme und glückliche Ereignisse waren.
Und doch waren es diese Ereignisse, welche sie zu dem Punkt gebracht hatten, wo sie heute war:...zum Tragen des Hijab, zum Einschreiben in den Islamischen
Studienkurs, zu Allah........zu Allah....

Möge Allah diesen Jungen segnen, dachte sie. In einem Tag, mit einem Satz, hatte er es mühelos geschafft, darin erfolgreich zu sein, worin sie und Iqbal
versagt hatten.

An diesem Abend, als Tasneem an der Tür erschienen war, den Arm einer Polizistin festhaltend und ihr Körper gewickelt in eine Strickjacke, ein Kopftuch
dicht um ihren Hals gebunden, hatte sie jene Wörter ausgesprochen, welche Rehana den Fehler, den sie und Iqbal gemacht hatten begreifen ließen.
Welche sie daran erinnerten, wie sie damals als kleines Mädchen, dass Lernen vom Quran gehasst hatte, weil ihre Lehrer sie geschlagen hatten wenn sie ihre
Aufgaben nicht konnte.
„Mama, Mama, es tut mir so leid“, Tasneem war hysterisch gewesen. Sich an Rehana festhaltend, hatte sie an ihrer Schuler geschluchzt: „Mama, ich habe einen
muslimischen Jungen getötet. Aber es war so schön. Ich hatte Angst, war erschrocken, aber er sagte mir etwas, bevor er starb Mama, etwas, was noch nie
jemand zuvor zu mir gesagt hat.“
Er sagte – er sagte,

„Liebe Allah Schwester!“

Verfasst von Fatima Asmal

Wasalam
  


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