Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Meine Fragen zum Islam
#1
Hallo,

ich habe mich in letzter Zeit sehr viel mit dem Islam beschäftigt, hauptsächlich durch Webseiten und Videos von u.a. Pierre Vogel (Ich hoffe das ist hier nicht schlimm?). Was mich aber davon abhält zu konvertieren sind einige Dinge, die ich nicht klären konnte.

1. Ein Mann hat im Islam die Möglichkeit vier Frauen zu heiraten. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht der Männer und es werden aber automatisch einige Männer nie eine Frau bekommen. Was soll mit diesen Männern passieren, und wie soll das ausgeglichen werden? Führt dies nicht automatisch zu aggressivem Verhalten bzw. Krieg?
2. Im Islam gibt es die Möglichkeit der Ehe auf Zeit, was soll mit den Frauen passieren, die dadurch entjungfert werden? Sollen diese dann ihr Leben allein bleiben und keinen Mann mehr Heiraten können?
3. Was ist wenn ich nachts arbeiten und deshalb am Tag schlafen muss, wie soll ich dann zum Beispiel die Gebetszeiten einhalten können?
4. Könnt ihr mir diese in diesem Link genannten Zweifel am Islam ausräumen? (EDIT)
5. Das es bei mehrdeutigen Dingen sinnvoll ist, sich durch Hadithe Hilfe zu holen um etwas zu klären ist für mich einleuchtend. Aber ist es zwingend Hadithe als Regelm einzuhalten, wenn davon nichts im Koran erwähnt ist? Ich meine, der Quran ist ja das einzige Wort Gottes, also müssten doch Gottes Regeln ausreichen.

Das sind eigentlich die fünf Punkte die mir einfallen, die mich davon abhalten zum Islam überzutreten.

Ich würde mich freuen wenn ihr sie beantwortet!

Mit freundlichen Grüßen
#2
(27-12-2015, 03:39 AM)Antor schrieb: 1. Ein Mann hat im Islam die Möglichkeit vier Frauen zu heiraten. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht der Männer und es werden aber automatisch einige Männer nie eine Frau bekommen.
Niemand muss 4 Frauen heiraten. Soweit  mir bekannt ist, heirateten Männer in vorislamischer Zeit noch viel mehr Frauen. Der Islam nahm hier eine Begrenzung vor.
Zitat:3. Was ist wenn ich nachts arbeiten und deshalb am Tag schlafen muss, wie soll ich dann zum Beispiel die Gebetszeiten einhalten können?

Wenn Du von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr arbeitest, hast Du damit sogar weniger Probleme als jemand der von 7 Uhr bis 15 Uhr arbeitet.

Zitat:4. Könnt ihr mir diese in diesem Link genannten Zweifel am Islam ausräumen? (EDIT)
Am besten ist es, den Koran zu lesen.
Zitat:5. Das es bei mehrdeutigen Dingen sinnvoll ist, sich durch Hadithe Hilfe zu holen um etwas zu klären ist für mich einleuchtend. Aber ist es zwingend Hadithe als Regelm einzuhalten, wenn davon nichts im Koran erwähnt ist? Ich meine, der Quran ist ja das einzige Wort Gottes, also müssten doch Gottes Regeln ausreichen.

Wieso hält Dich das davon ab, zum Islam überzutreten? Hadithwissenschaft dürfte ein ziemlich komplexes Thema sein. Wichtig ist doch nur, ob Du an den Einen Gott und an die Propheten glaubst. Judentum und Christentum glauben an ihre Propheten, der Islam erkennt die Reihe aller Propheten an, da liegt m.E. der größte Unterschied.
#3
Noch eine kleine Ergänzung von mir:

Auf der von Dir verlinkten evangelikalen Webseite wird von einem Widerspruch zwischen Koran und Evangelium gesprochen. Dazu von mir eine Anmerkung: Wenn Du Dir die Bücher Mose anschaust, also die Thora, wirst Du feststellen, dass sie vordergründig auch nicht zum Evangelium zu passen scheinen. Steinigungen, Tötungsbefehle usw usf. Trotzdem hatte das Christentum nie Probleme damit, es in der gleichen Weise wie das Evangelium als Wort Gottes zu betrachten, ja das Christentum bekannte hierbei sogar, dass es sich um den gleichen Gott handeln würde und gehen sogar so weit zu glauben, dass der eine Gott, der zu Mose gesprochen hat, dann in Jesus Mensch geworden wäre.

Gleichzeitig wirst Du viele Christen finden, die sagen, der Islam wäre ein Rückfall in die Zeiten des Alten Testaments und Allah hätte mehr Ähnlichkeiten mit dem Gott, der im Alten Testament spricht, als mit dem "liebenden Jesus". Du merkst hier also schon, dass sich die meisten Christen hierin völlig unklar sind. Wie können sie dem Koran vorwerfen, er hätte ein anderes Gottesbild als das Evangelium, während sie gleichzeitig feststellen, das Gottesbild des Islam hätte mehr Ähnlichkeiten mit dem mit dem Alten Testament, und gleichzeitig behaupten, dass der Gott des Alten Testaments in Jesus Christus menschgeworden wäre?

Zudem sind sich Christen oft nicht einig darin, was denn nun mit Evangelium gemeint ist. Sie sagen, dass sie einem Menschen folgen, gleichzeitig ist das Evangelium aber ein niedergeschriebenes Buch und enthält Unmengen an Material, das vor allem die Entstehung des frühen Christentums dokumentiert und jede Menge Briefe enthält, die Paulus niederschrieb und die Jesus nie gesehen hat. Dann sagen sie andererseits, das Evangelium wäre die "frohe Botschaft" von Tod und Wiederauferstehung, die Hoffnung mache. Deswegen soll also Gott auf die Erde gekommen sein und gepredigt haben, damit der einzige Sinn sein Sterben und Auferstehen wäre? Du kannst mal am Karfreitag in eine Kirche gehen und sehen, wie traurig dort viele sind. Es wäre ein Trauertag. Wie kann es aber ein Trauertag sein, wenn der Tod doch die Wiederauferstehung und Hoffnung ankündigt?

Das sind viele Widersprüche. Meinst Du, Menschen die sich in diesen Fragen derart uneins sind, können einen religionsübergreifenden Vergleich anstellen?

Der Koran bietet die Erklärung für das Problem. Er sagt ganz klar, dass sowohl das Evangelium als auch die Thora mit den jeweiligen Propheten an die Menschen geschickt wurden, aber dass die Menschen diese verfälscht haben. Schau nur mal auf die Kanonisierung vom Alten und Neuen Testament. Das Lehramt der Kirche hat quasi sein eigenes Buch zusammengestellt. Die Bücher des Judentums hat es neu sortiert, damit sie ihrem System entsprechen, und die Evangelisten haben Jesus, über den sie Zeugnis ablegen wollten, gar nicht gekannt, mal ganz davon zu schweigen, dass die Kanonisierung ca 400 Jahre nach Christi Geburt stattgefunden hat, bis dahin gibt es nur wörtliche Überlieferungen oder Abschriften von Abschriften.

Deswegen kann so eine Seite keine Referenz sein. Natürlich gibt es Unterschiede, aber der Entstehungsprozess, die Kanonisierung und die Zeitspanne erklären, wo die Unterschiede her kommen. Was vielleicht für Dich interessant ist: In den Konzilen ab 400 nach Christus wurde erst die Dreifaltigkeit dogmatisch festgehalten, dort fing man also an, von Wesensgleichheit Gott und Jesus zu sprechen, die Mehrheit der Christen hat Jesus vorher klar dem Vater untergeordnet. M.E. liegt genau der Zusammenhang, dass 600 nach Christus der Koran geschickt wurde, um Juden und Christen zu korrigieren und wieder auf den rechten Weg zu bringen.

Gruss, Abraham
#4
Hallo  Antor,







Zitat:2. Im Islam gibt es die Möglichkeit der Ehe auf Zeit, was soll mit den Frauen passieren, die dadurch entjungfert werden? Sollen diese dann ihr Leben allein bleiben und keinen Mann mehr Heiraten können?
Dieses Gebot wurde später Jahr der Befreiung von Mekka Abrogiert, 



  [font=Traditional Arabic][b]عَنْ الرَّبِيعِ بْنِ سَبْرَةَ عَنْ أَبِيهِ أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ نَهَى يَوْمَ الْفَتْحِ عَنْ مُتْعَةِ النِّسَاءِ[/font][/b]

der Prophet  Sas Verbot am tag der Befreiung(Mekkas), die Zeitehe mit den Frauen"( Sahih Muslim)

hier wird automatisch die 5. Frage beantwortet

Zitat:5. Das es bei mehrdeutigen Dingen sinnvoll ist, sich durch Hadithe Hilfe zu holen um etwas zu klären ist für mich einleuchtend. Aber ist es zwingend Hadithe als Regelm einzuhalten, wenn davon nichts im Koran erwähnt ist? Ich meine, der Quran ist ja das einzige Wort Gottes, also müssten doch Gottes Regeln ausreichen.


Denn der Koran hat ja darauf hingewiesen dem Gesandten zu folgen und als Vorbild zu nehmen:


وَمَا آتَاكُمُ الرَّسُولُ فَخُذُوهُ وَمَا نَهَاكُمْ عَنْهُ فَانْتَهُوا
"Was nun der Gesandte euch gibt, das nehmt; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch".59:07




لَقَدْ كَانَ لَكُمْ فِي رَسُولِ اللَّهِ أُسْوَةٌ حَسَنَةٌ لِمَنْ كَانَ يَرْجُو اللَّهَ وَالْيَوْمَ الْآخِرَ وَذَكَرَ اللَّهَ كَثِيرًا 
Ihr habt ja im Gesandten Allahs ein schönes Vorbild, (und zwar) für einen jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und Allahs viel gedenkt.33:21
[b]   [font=Traditional Arabic][b]أَفَتُؤْمِنُونَ بِبَعْضِ الْكِتَابِ وَتَكْفُرُونَ بِبَعْضٍ فَمَا جَزَاءُ مَنْ يَفْعَلُ ذَلِكَ مِنْكُمْ إِلَّا خِزْيٌ فِي الْحَيَاةِ الدُّنْيَا وَيَوْمَ الْقِيَامَةِ يُرَدُّونَ إِلَى أَشَدِّ الْعَذَابِ وَمَا اللَّهُ بِغَافِلٍ عَمَّا تَعْمَلُونَ
[/b][/font]
[/b]
Glaubt ihr denn an einen Teil der Schrift und verleugnet einen anderen? Wer von euch aber solches tut, dessen Lohn ist nur Schande im diesseitigen Leben. Und am Tag der Auferstehung werden sie der schwersten Strafe zugeführt werden. Und Allah ist nicht unachtsam dessen, was ihr tut.02:85

den ganzen Koran zu folgen bedeutet auch den Gesandten zu folgen und dem was er auch verboten, erlaubt und angeordnet hat(man muss nur schauen, ob es Authentisch und in richtigen Kontex verstanden wurde). Wenn alle Gebote im Koran stehen müssten, dann wären es unzählige Bände.


#5
Willkommen,

(27-12-2015, 03:39 AM)Antor schrieb: 4. Könnt ihr mir diese in diesem Link genannten Zweifel am Islam ausräumen? (EDIT)

bevor ich mich damit beschäftigen würde, würde ich am Anfang erst die Übersetzungen der Suren überprüfen. Rudi Parets Übersetzungen finden einen Anklang bei vielen Nicht-Muslimen und Islam-Gegnern. Solche Übersetzungen lehne ich aber ab, da von einem Nicht-Muslim, dessen Arabisch-Kenntnisse nicht weit reichten. Ist dasselbe als würde ich die Übersetzung der Bibel von einem Muslim lesen, der jedes Wort per Google Translator übersetzt hat. 

Entnommen aus: evangelikal.de
"Viele von ihnen lesen ihre Verfälschungen so aus der Schrift vor, daß ihr glauben sollt, es sei so in der Schrift enthalten. So steht es aber nicht darin."  (Sure 3,78) 

Entnommen aus:  F. Bubenheim, die ungefähre Übersetzung des edlen Qurans

"Wahrlich, ein Teil von ihnen verdreht seine Zunge mit der Schrift, damit ihr es für einen Teil der Schrift haltet, obwohl es nicht zur Schrift gehört. Und sie sagen: "Es ist von Allah"; jedoch ist es nicht von Allah, und sie sprechen eine Lüge gegen Allah, obwohl sie es wissen." (Sure 3,78)

Stimmt die Übersetzung der Verse im Großen und Ganzen nicht, so braucht man nicht auf die Schein-Argumente einzugehen, da die Schein-Argumente ihren Grundgerüst mit übersetzten Versen aufgebaut haben, die so nicht im übersetzten Quran stehen. Sprich: Übersetzung GANZ falsch, Argument VÖLLIG nutzlos. Gegenargument nicht erforderlich. 



"Ich gehe davon aus, daß Mohammed unter dämonischem Einfluß stand und der Inhalt des Korans nicht von Gott, sondern aus okkulten Quellen stammt." 

SubhanAllah. 
Immer wieder lustig, wenn sogenannte Gegner (oder selbsternannte "Logiker") mit solchen Behauptungen anstürmen. Das einzige Buch, das dir ein Leben im schmackhaften Sündenbad ermöglicht, ist de facto die Bibel. Klaue, rauche, trinke, vergewaltige etc. - folge einfach nur Jesus und das Paradies ist dein Reich. 
Solche Sachen sind im Islam verboten, selbst die kleinste Sünde ist im Islam verboten. Und wenn du denkst, dass deine Sünde klein ist, ist sie noch größer. 
Also.., der Satan würde doch kein Buch schreiben, um alles (wirklich alles!) Übel  der Welt zu verbieten. Höchst kontraproduktiv, oder nicht? Immerhin will der Satan dich irreführen und dich zur Hölle begleiten. 
Aber ein Satan würde sicherlich Gottes Gebote aufheben, damit Mensch unbekümmert machen kann, was ihm (und dem Satan) wohlgefällig ist. Das ergibt - aus einem logischen Blickwinkel betrachtet - eigentlich mehr Sinn.

Bitte mal einfach die Stellen zitierten, die Zweifel verursachen. Ich hätte keine Zeit um auf alle Schein-Argumente einzugehen, da jeder Satz ein Kopfschütteln erfordert und das permanente Schütteln hält mich vom Lesen ab.

Wisse: Das Einzige, das jemanden vom Islam abhält, ist der Satan, der einflüstert, damit überhaupt Zweifel entstehen.
#6
Danke für die Klarstellungen!

Ich habe gehört im schiitischen Islam und in Saudi-Arabien gibt es die Ehe auf Zeit noch (laut Wikipedia), wie wird das bewertet?

Und wie werden eigentlich die Hadithe zusammengestellt, gibt es ein verbindliches Buch je Rechtsschule wo alle Hadithe zusammengefasst sind?d
#7
Als erstes, guten Tag Antor,
wir freuen uns, dass du dich bei uns Muslimen informierst,
und deine Meinung nicht auf gängigen Klischees aufbaust.

Antwort Frage Nr.1

Kurzform,
die Schiiten folgen ihren Neigungen und erklären die Muta'a deshalb für erlaubt,
anhand Zurechtlegung von Scheinargumenten und abenteuerlicher Auslegung bzw. Ablehnung der Beweise.
Die Aussage, dass die Muta'a in Saudi Arabien erlaubt sei, ist entweder ein unbeabsichtigter Fehler im Quelltext,
oder einfach gelogen.
Wenn dir einige Begriffe nicht geläufig sein sollten, so erfrage diese einfach bei uns inshallah.
Falls du nicht der Freund langer Texte bist, so bin ich mir sicher, dass z.B Pierre Vogel auch Vorträg zu dieser Thematik verfasst hat.



Langform,

Mut'a oder Genussehe bedeutet, dass ein Mann eine Frau für eine festgelegte Zeitdauer heiratet, und sei es nur für eine Nacht, und dass die Frau hierfür eine bestimmte Summe Geld erhält. Schiiten sehen diese Form der "Ehe" als legitim, ja sogar als empfohlen und wünschenswert an, wohingegen sie bei den Leuten der Sunnah durchweg als Unzucht und als verboten gewertet wird. Da diese Praxis den Schiiten viele Schmähungen und viel Kritik einbringt, gehen die Propagandisten dieser Religion dazu über, zu behaupten die Genussehe sei eigentlich auch bei den Sunniten erlaubt und sie sagen, dies ließe sich anhand der sunnitischen Bücher und anhand des Qurans beweißen.

Wollen wir zunächst den allgemeinen Standpunkt von Ahlu-Sunnah darlegen:
Das Grundprinzip welches für die Ehe gilt ist, dass sie fortwährend und dauerhaft sein soll. Die zeitlich begrenzte Genussehe (Mut'a) war etwas, was in der Anfangszeit des Islams, während des Übergangs aus der Zeit der Ignoranz, erlaubt war, ähnlich wie auch Alkohol zu Beginn noch nicht verboten war. Doch mit der Etablierung des Islams wurde dieses Relikt der vorislamischen Zeit bis zum jüngsten Tag verboten.

Von Ali (ra) wird berichtet, dass der Gesandte Allahs (saws) die Genussehe und das Fleisch zahmer Esel am Tag von Khaybar verbot.
Überliefert von Bukhari (3979) und Muslim (1407)

Von ar-Rabi' ibn Sabrah al-Juhani wird überliefert, dass sein Vater ihm sagte, dass er mit dem Gesandten Allahs (saws) war als dieser sagte: "Oh ihr Menschen, ich pflegte euch das Eingehen von Genuss ehen zu elrauben, doch nun hat Allah es bis zum jüngsten Tag verboten, und wer noch irgendeine Frau in einer Genussehe hällt, der soll sie gehen lassen und nichts von dem was er ihr gegeben hat von ihr nehmen."
Überliefert von Muslim (1406)

Allah hat die Ehe zu einem seiner Zeichen gemacht, welches uns zum nachdenken und staunen aufruft. Er setzte zwischen die Partner Liebe und Zuneigung und machte die Frau zu einem Quell der Ruhe für ihren Mann. Er ermuntert uns dazu, Kinder zu haben und er legte für Frauen fest, dass sie ihre Frist abwarten, und dass sie erben sollen. Nichts von all dem existiert in jener verboteten Form der Ehe.

Selbst nach den Schiiten ist eine Frau, welcher man in einer Genussehe beiwohnt, weder eine richtige Ehefrau, für die dann auch das Limit von vier Frauen gelten würde, noch zählt sie zum Besitz der Rechten. Doch Allah der Hohe und Erhabene sagt:
Und jene die ihre Schamteile bewahren, außer gegenüber ihren Gattinnen oder denen, die ihre Rechte besitzt, denn dann sind sie nicht zu tadeln. Diejenigen aber, die darüber hinaus etwas begehren, dies sind die Übertreter. [23:5-7]

2. Der Quran erlaubt keine Genussehe
Die Schiiten bringen als Beweis für die Genussehe folgenden Vers des edlen Qurans:
Und gebt denen, die ihr genossen habt, ihren Lohn. Dies ist eine Vorschrift; doch soll es keine Sünde sein, wenn ihr über die Vorschrift hinaus miteinander eine Übereinkunft trefft. Seht, Allah ist Allwissend und Allweise. [4:24]

Es wird nun damit argumentiert, dass ja Hadithe nicht einfach Quranverse aufheben könnten, und es wird gesagt, dass somit der sunnitische Standpunkt falsch sei. Es gibt also zwei anfängliche Annahmen, nämlich dass erstens dieser Vers sich zwangsweise auf die Genussehe beziehen muss, und dass zweitens keine Abrogation der Genussehe im Quran zu finden ist. Beide Annahmen sind falsch wie wir gleich sehen werden.

Wollen wir zur Klärung die verschiedenen existierenden Aussagen betrachten, wie sie im Tafsir von al-Qurtubi zu diesem Vers zu finden sind. Der erste Standpunkt ist, dass dieser Vers sich gar nicht auf die Genussehe bezieht:
al-Hassan, Mujahid und andere sagte: Die Bedeutung ist: Die Frauen, mit denen ihr eine richtige Ehe eingegangen seid, von welchen ihr Nutzen zogt und die ihr durch den Beischlaf genossen habt.

Die Interpretation ist also hier, dass der Genuss der Genuss der ehelichen Vorzüge ist, und der Lohn die Brautgabe. Dass die Brautgabe als Lohn (Ajr) bezeichnet wird, findet sich auch an anderen Stellen des Buches Allahs, so z.B. im Vers 33:50. Ein Indiez für die Richtigkeit dieser Deutung ist auch der Kontext der Aussage Allahs. So sagt er am Anfang des Verses, welche Frauen zur Heirat erlaubt und welche verboten sind. Es macht Sinn, dass Allah der Erhabene hernach dazu auffordert, den Frauen ihre Brautgabe zu geben,

Nichtsdestotrotz existiert auch die Meinung, dass sich dieser Vers auf die Genussehe bezieht. So lesen wir weiter im Tafsir von al-Qurtubi:
Ein Großteil der Gelehrten sagte: Damit ist die Genussehe gemeint, die in der Anfangszeit des Islam gestattet war.

Diese Aussage findet sich auch in zahlreichen anderen klassischen Tafsirwerken und wird gerne von der schiitischen Propaganda zitiert, wobei jedoch verschwiegen wird, dass jene Gelehrten auch die Abrogation dieser Regelung im Quran sahen.
Ibn Abbas und Ibn Jubair laßen: "Und gebt denen, die ihr für eine bestimmte Zeit genossen habt, ihren Lohn." Sodann verbot sie der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm.

Hier wird also die Aufhebung eines Teils des ursprünglichen Textes im Vers bestätigt, nämlich die des Teiles "für eine bestimmte Zeit". Desweiteren wurde die Zeitehe noch anderweitig im Quran aufgehoben:
Said bin Al-Mussaib sagte: "Sie wurde vom Erbvers aufgehoben, da die Zeitehe kein Erben beinhaltet."

Von Ali (ra) wird berichtet, dass er sagte: "Das Fasten im Monat Ramadan hob jedes Fasten auf, die Sozialabgabe hob jede Spende auf und die Scheidung, die Scheidungsfrist und das Erbe hoben die Zeitehe auf..."

Von Ibn Masoud wird berichtet, dass er sagte: "Die Zeitehe wurde durch die Scheidung, die Scheidungsfrist und das Erbe aufgehoben."
(Tafsir al-Qurtubi)

Man kann es also drehen und wenden wir man will, in keinem Fall kann die Zeitehe noch als erlaubt und gültig angesehen werden, zumindest nicht nach den Lehren von Ahlu-Sunnah. Selbstverständlich wird kaum ein Schiite dies so akzeptieren und sie werden versuchen es durch abwegige Deutungen und Wortklauberei doch noch so zu drehen, wie es ihnen passt. Wir jedoch verbleiben dabei das Mehrdeutige im Lichte des Eindeutigen zu sehen, und nicht andersherum.

3. Die Hadithe erlauben keine Genussehe
In Sahih al-Bukhari findet sich folgendes Hadith:
Imran bin Hussain sagte: Der Vers der Mut'a wurde im Buche Allahs offenbart und wir begingen sie zusammen mit dem Gesandten Allahs und es wurde nichts vom Quran offenbart, was sie verboten hätte und auch er selbst hat sie nie verboten bis er starb, doch ein Mann vertrat hierin die Meinung die ihm passte.

Einige Schiiten behaupten, dieses Hadith beziehe sich auf die Genussehe und sei ein Beweis dafür, dass sie niemals verboten wurde. Um zu verstehen, warum diese Argumentation widersinng ist muss man zunächst wissen was Mut'a bedeutet. Im islamrechtlichen Kontext gibt es zwei Dinge die verkürzt als Mut'a bezeichnet werden, nämlich die Mut'a al-Hajj und die Zawaaj al-mut'a. Letzteres ist die bekannte Genussehe, ersteres hingegen ist die Zusammenlegung von Hajj und Umrah, wörtlich das Nutzen ziehen hieraus. Die Bezeichnung Mut'a al-Hajj leitet sich aus folgender Aussage Allahs des Erhabenen ab, in welcher er das zu Mut'a gehörige Verb tamata' benutzt:
Und wenn ihr euch sicher fühlt, dann soll der, der die 'Umra mit dem Hadsch vollziehen möchte, ein Opfertier (darbringen), das ihm (zu opfern) leicht fällt. [2:196]

Die "Vers der Mut'a" in dem genannten Hadith bezieht sich auf genau diesen Vers, und nicht etwa auf 4:24 wie es die Schiiten behaupten, weshalb al-Bukhari es auch im Kapitel des Tafsirs zu Vers 2:196 untergebracht hat. Der Beweis hierfür ist, dass dieses Hadith von Imran bin Hussain auch in Sahih Muslim in verschiedenen Wortlauten überliefert wird, welche eindeutig klar machen, dass es nicht um die Genussehe ging. Einer dieser Wortlaute ist beispielsweise der folgende, ebenfalls über Imran bin Hussain:
Der Gesandte Allahs (saws) legte Hajj und Umrah zusammen und bis er starb verbot er nicht dies zu tun, und auch wurde nichts vom Quran offenbart, was dies verboten hätte.
(Sahih Muslim)


4. Die Gefährten haben keine Genussehe erlaubt
An den Berichten einiger Gefährten lässt sich ablesen, das diese die Genussehe als erlaubt ansahen. Besonders häufig ins Feld geführt wird dabei Ibn Abbas (ra). Prinizpiell lässt sich sagen, dass jene welche diese Meinung vertraten lediglich jene waren, die die Nachricht vom Verbot nicht erreicht hatte, wohingegen jene unter den Gefährten die sie erreicht hatte einen klaren Standpunkt bezogen und sie jene welche die Genussehe für erlaubt ansahen zurechtwießen:
Es wird von Ali (ra) berichtet, dass er hörte wie Ibn Abbas die Genussehe für erlaubt erklärte und so sagte er: "Langsam oh Sohn des Abbas! Ich hörte wie der Gesandte Allahs (saws) sie am Tag von Khaybar verbot..."
(Sahih Muslim 1407)

Hernach änderte Ibn Abbas seine Ansicht:
Von Ibn Abbas wurde die Erlaubnis der Genussehe überliefert, sodann kehrte er von seiner Aussage um, als ihn die Nachricht vom Gesandten Allahs (saws) erreichte.
(Sunan At-Tirmidhi / Sahih nach al-Albani)

Ibn Abbas starb nicht, bevor er nicht von seiner Auffassung umgekehrt war.
(Berichtet von Al-Bayhaqi)
#8
(28-12-2015, 03:36 PM)Antor schrieb: Danke für die Klarstellungen!

Und wie werden eigentlich die Hadithe zusammengestellt, gibt es ein verbindliches Buch je Rechtsschule wo alle Hadithe zusammengefasst sind?d

Hallo Antor,

zu dieser deiner Frage noch eine Kurz-Zusammenfassung, zur Bewertung und Klassifizierung der Hadithe:
(EDIT)

Siehe dazu auch Vortrag von Pierre Vogel: "Gibt es Hadithe, die dem Quran widersprechen?"
https://www.youtube.com/watch?v=pT0sWZJpRS8

Viele Grüße und ich wünsche dir nur das Beste.
  


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen:
1 Gast/Gäste