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Qurân-Vers „Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet Teil 1
#1
As Selam Alaykum rahmatullahi wa barakatuh,

Einige Menschen meinen, dass sich der Qurân und die Sunna widersprächen. Während der Qurân Verse beinhaltet, die belegen, dass der Diener nur durch seine Taten ins Paradies eintritt, lesen wir in den zwei authentischen Werken Buchârîs und Muslims, dass dem Muslim der Eintritt ins Paradies nicht durch seine Taten, sondern alleine durch die Gnade Allâhs ermöglicht wird.

Manche behaupten, der Hadîth „Die Taten gewähren niemandem den Eintritt ins Paradies.“ widerspreche folgender Aussage Allâhs: „Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet.“ (Sûra 16:32)

Sie sagen: Der Qurân beinhaltet viele solcher Verse. Das Sahîh-Werk Buchârîs beinhaltet zwar die stärksten Hadîthe, doch die Menschen übertreiben mit dessen Stellung, manche begannen es gar zu heiligen. Die Hadîth-Gelehrten sagen doch selbst, dass jeder Hadîth, der dem Qurân wiederspricht und keine Vereinbarung zulässt, – egal wie authentisch er sein mag – nicht vom Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sein kann.

Darauf antworten wir: Es stimmt, dass im Qurân Verse stehen, die die diesseitigen Taten als Grund für den Eintritt ins Paradies angeben. Aus diesen Versen geht hervor, dass zwischen den Taten des Muslims und dem Eintritt ins Paradies ein kausales Verhältnis besteht, also die Taten der Grund für das Betreten des Paradieses sind. Dazu gehören unter anderem folgende Verse:

„Und es wird ihnen zugerufen: „Siehe, das ist der (Paradies)garten. Er ist euch zum Erbe gegeben worden für das, was ihr zu tun pflegtet.“ (Sûra 7:43)

„…die die Engel abberufen, während sie gute (Menschen) gewesen sind. Sie sagen: „Friede sei auf euch! Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet.“ (Sûra 16:32)

„Das ist der (Paradies)garten, der euch zum Erbe gegeben worden ist für das, was ihr zu tun pflegtet.“ (Sûra 43:72)

Diese Verse deuten darauf hin, dass die von Allâh befohlene Arbeit und Mühe des Menschen der Grund für den Eintritt in den Paradiesgarten sind. Diesen Versen ist zu entnehmen, dass wer im diesseitigen Leben weder gute Taten vollbringt, noch die islamischen Regeln befolgt, keinen Anteil am Paradies haben wird. Dies waren einige Verse, nun möchten wir uns einigen Hadîthen zuwenden:

Von Abû Huraira möge Allah mit ihm zufrieden sein ist überliefert, dass er sagte: Ich hörte den Gesandten Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagen: "Niemanden von euch werden seine Taten retten!", die Gefährten fragten: "Nicht einmal dich, o Gesandter Allâhs?", er erwiderte: "Auch mich nicht, es sei denn, Allâh lässt mich in Seine Barmherzigkeit ein. Bemüht euch also, aber übernehmt euch nicht, nutzt die Früh, den Abend und einen Teil der Nacht und schlagt den Mittelweg ein, den Mittelweg, dann werdet ihr es erreichen!" Überliefert von Al-Buchârî an drei Stellen seines Sahîh-Werkes mit drei ähnlichen Wortlauten.

Von Abû Huraira möge Allah mit ihm zufrieden sein ist überliefert, dass der Gesandte Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Niemanden von euch werden seine Taten retten.", ein Mann fragte: "Auch dich nicht, o Gesandter Allâhs?", er antwortete: "Auch mich nicht, außer Allâh lässt mich in Seine Barmherzigkeit eintreten. Doch sollt ihr euch bemühen!" Überliefert vom Imâm Muslim an mehreren Stellen seines Sahîh-Werkes mit ebenfalls ähnlichen Wortlauten.

Diesen Hadîth überlieferten viele große Hadîth-Gelehrte in ihren Werken, unter ihnen: Das Sahîh-Werk Ibn Hibbâns, der Musnad des Imâm Ahmad, das Sunna-Werk Ibn Mâdschahs, das Werk As-Sunan Al-Kubrâ des Al-Baihaqî, das Werk Al-Mu`dscham Al-Kabîr und Al-Awsat von At-Tabarânî, der Musnad des Abû Ya`lâ und der Musnad des At-Tayâlisî.

Der Hadîth ist somit stark überliefert (also eindeutig auf den Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken zurückzuführen) und über jeden Zweifel erhaben. Dabei genügt es, dass er von Al-Buchârî und dem Imâm Muslim überliefert wurde, die weiteren Hadîth-Bücher sind nur noch eine zusätzliche Bestätigung.

Der Imâm An-Nawawî sagt in seiner Erklärung des Sahîh-Werkes von Muslim zu diesem Hadîth: "Der Wortlaut dieser Hadîthe offenbart den Leuten der Wahrheit, dass niemand nur aufgrund seiner frommen Handlungen Anrecht auf die Belohnung und das Paradies hat. Verse wie „Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet“ und „Das ist der (Paradies)garten, der euch zum Erbe gegeben worden ist für das, was ihr zu tun pflegtet“, die darauf hindeuten, dass man aufgrund seiner Taten ins Paradies eingeht, widersprechen nicht diesen Hadîthen; die wahre Bedeutung der Verse lautet vielmehr: Der Eintritt ins Paradies erfolgt zwar durch die Taten, doch ist es Allâhs Bestimmung, dem Menschen diese Taten zu ermöglichen, sowie Seine Führung zum aufrichtigen Handeln und Seine Barmherzigkeit und Güte, diese Taten anzunehmen. Es ist demnach richtig, dass man das Paradies nicht alleine wegen der Taten betritt. Dies ist die wahre Bedeutung der Hadîthe." (Zitatende)

Ibn Hadschar zitierte in seinem Kommentar zum Sahîh-Werk Buchârîs, Fath Al-Bârî, die Meinungen einiger Gelehrter, um den Zusammenhang zwischen den Versen und Hadîthen über dieses Thema zu erklären. Anschließend sagte er: "Ich habe den Eindruck, dass es noch eine weitere Gemeinsamkeit zwischen dem Vers und dem Hadîth gibt: Der Hadîth muss so verstanden werden, dass der Muslim nicht wegen der Tat selbst das Paradies betritt, solange sie nicht angenommen wird. Da die Akzeptanz von Allâh kommt, erlangt somit nur die Barmherzigkeit Allâhs, wer Seine Akzeptanz erreicht. Der Vers „Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet“ bedeutet demnach: was ihr an (von Allâh) angenommenen Taten zu tun pflegtet." (Zitatende)
#2
As Selam Alaykum rahmatullahi wa barakatuh,

Ibn Kathîr sagt zum scheinbaren Widerspruch dieses Verses: „Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet.“ Folgendes: "Dies bedeutet: Eure guten Taten sind ein Grund dafür, dass Allâh Sich eurer erbarmte, denn niemanden unter euch bringen seine Taten ins Paradies, sondern die Barmherzigkeit und Gnade Allâhs. Der Rang im Jenseits unterscheidet sich entsprechend der guten Taten." Diese Erklärung belegte er mit einer Überlieferung von Ibn Abû Hâtim über Abû Huraira möge Allah mit ihm zufrieden sein, dass er sagte: Der Gesandte Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Jeder Bewohner des Feuers sieht seinen Platz im Paradies. Dann empfindet er Reue und sagt: „Wenn Allâh mich nur rechtgeleitet hätte, würde ich bestimmt zu den Gottesfürchtigen gehören.“ (Sûra 39:57)

Und der Paradiesbewohner sieht seinen Platz im Feuer. Daraufhin sagt er: „Wir hätten unmöglich die Rechtleitung gefunden, wenn uns Allâh nicht rechtgeleitet hätte.“ (Sûra 7:43) Dann empfindet er Dank."

Ibn Kathîr fährt fort: "Der Gesandte Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Jeder hat einen Platz im Paradies und einen Platz im Feuer. Der Ungläubige erbt den Platz des Gläubigen im Feuer und der Gläubige erbt den Platz des Ungläubigen im Paradies."

Dies steht im Einklang mit dem Worte Allâhs: „Das ist der (Paradies)garten, der euch zum Erbe gegeben worden ist für das, was ihr zu tun pflegtet.“ (Sûra 43:72)

So sagt Ibn Kathîr, dass es keinen Widerspruch gibt zwischen den Versen über die Vergeltung der Taten und den Hadîthen über das Betreten des Paradieses aufgrund Allâhs Güte und Barmherzigkeit.

Der Gelehrte Ibn Taimiya stimmt dem überein, dass der Vers und der Hadîth sich nicht widersprechen, da man das Paradies eben nicht nur durch fromme Taten erlangt, die Taten sind ja nur eine Ursache hierfür. Deshalb sagte der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : "Niemanden werden seine Taten ins Paradies bringen.", die Gefährten fragten: "Auch dich nicht, o Gesandter Allâhs?", er antwortete: "Auch mich nicht, außer Allâh umgibt mich mit Barmherzigkeit…" Der Qurân-Vers „Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet.“ bedeutet: mithilfe eurer Taten; dies gleicht der Aussage: "ich kaufe dies für so und soviel Geld", also mithilfe einer Gegenleistung. Somit bedeutet der Vers im Kontext des Hadîthes: Die Taten sind kein angemessener Gegenwert für den Eintritt ins Paradies, die Gnade Allâhs ist unabdingbar, denn durch Seine Gnade werden die Sünden verziehen, durch Seine Barmherzigkeit kommt das Gute und durch Seine Güte nimmt der Segen zu.

Sein Schüler Ibn Al-Qayyim folgte dem Gedanken seines Lehrers, als er den Zusammenhang zwischen dem Vers und dem Hadîth erklärte: "Die Taten sind eine unbedingte Ursache für den Eintritt ins Paradies, es handelt sich um dasselbe Verhältnis zwischen Wirkung und Ursache wie in anderen Belangen. Im Hadîth wird lediglich verneint, dass die Taten der Gegenwert für den Eintritt ins Paradies sind, wie etwa wenn ein Mensch sagt, er kauft eine Ware für einen bestimmten Gegenwert; somit verneint der Hadîth nur, dass die Taten die Ursache im Sinne des Gegenwertes sind, also dass man das Paradies nicht allein als Gegenleistung für die Taten betritt, sondern aus Barmherzigkeit Allâhs. Die Taten des anbetend Dienenden allein reichen nicht aus. Selbst wenn ein Teil der Taten Allâh wohlgefällig ist, so stehen sie doch niemals im Verhältnis zu den Gaben Allâhs, die Er Seinem Diener im Diesseits zukommen lässt. Selbst wenn Er die frommen Taten mit Seinen Gnaden verrechnen würde, so entsprächen sie nur einem Minimum der Gnaden und der Rest dieser Gnaden bleibt ohne gebührenden Dank bestehen. Bestrafte Er, der Erhabene, ihn für die fehlenden Taten, handelte Er nicht ungerecht. Und wenn Er Sich seiner erbarmt, so ist Seine Barmherzigkeit besser als die Taten Seines Dieners." (Zitatende)

Abschließend kann man die Aussagen der Gelehrten in dieser Angelegenheit folgendermaßen zusammenfassen:

- Die Taten sind kein wirklicher Grund für den Eintritt ins Paradies. Sie sind nur oberflächlich betrachtet als Grund zu bezeichnen. Der Eintritt in das Paradies erfolgt nur durch die Barmherzigkeit und Gnade Allâhs.

- Die Taten sind zwar zunächst ein Grund für den Eintritt ins Paradies, der Erfolg dieser Taten hängt aber alleine von Allâh, dem Erhabenen, ab. Es ist Seine Gnade über Seine Diener und Seine Barmherzigkeit gegenüber Seiner Schöpfung. Ohne diese beiden würde der Diener niemals diese frommen Taten verrichten können, durch die er ins Paradies eingeht.

- Die Taten sind zwar flüchtig betrachtet ein Grund für den Eintritt ins Paradies, stehen aber in keinem Verhältnis dazu. Wer etwas sucht, was den Gnaden Allâhs gleich kommt, wird nur die Barmherzigkeit und Gnade Allâhs finden. Die Taten sind allerdings ein Grund dafür, diese Barmherzigkeit zu erlangen.

- Der Eintritt ins Paradies geschieht grundsätzlich nur durch die Gnade Allâhs. Die Aufteilung der einzelnen Ränge und Plätze erfolgt allerdings aufgrund der Taten der Diener. Manche früheren Muslime sagten: "Sie werden durch Allâhs Gnade und Barmherzigkeit vor dem Feuer bewahrt und in das Paradies eingehen. Ihre Aufteilung im Paradies erfolgt gemäß ihrer Taten."

Die Aussage des Hadîthes, dass das Betreten des Paradieses nur durch die Barmherzigkeit und Gnade Allâhs erfolgt, schmälert keineswegs die Wichtigkeit der Taten. Deshalb steht im selben Hadîth: "So bemüht euch, aber übernehmt euch nicht, nutzt die Früh, den Abend und einen Teil der Nacht und schlagt den Mittelweg ein, den Mittelweg, dann werdet ihr es erreichen!" Die Bedeutung: Versucht Gutes zu tun und folgt der Sunna aufrichtig, damit eure Taten angenommen werden und die Barmherzigkeit auf euch hinabgesandt wird.

Es gibt also keinen wirklichen Widerspruch zwischen dem edlen Qurân und der reinen Sunna des Gesandten Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken . Ein augenscheinlicher Widerspruch zwischen einem Vers und einem eindeutig authentischen Hadîth hat nicht zu bedeuten, dass der Hadîth ungültig ist. Wer jedoch so denkt, kennt sich nicht in den islâmischen Wissenschaften aus.
  


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